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2014

Bilder © Concorde
**** Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis
dan gilroy


Mit Diebstählen schlägt sich der arbeitslose Lou Bloom durchs Leben bis er seine Leidenschaft fürs Filmen von Unfällen und Gewalttaten entdeckt. Der Sensationsjournalismus bietet ihm die ideale Spielfläche für seine Visionen.

Mit 11 Jahren hatte er eine kleine Rolle in der Billy-Crystal-Komödie „City Slickers“. Richtig Notiz nahm man von dem US-Schauspieler Jake Gyllenhaal aber erst 10 Jahre später im Kult-Mystery-Streifen „Donnie Darko“ (2001). Es folgten Zusammenarbeiten mit renommierten Regisseuren wie z.B. David Fincher (Zodiac – die Spur des Killers), Sam Mendes (Jarhead – Willkommen im Dreck), Denis Villeneuve (Prisoners, Enemy) und Ang Lee. Für seine Rolle als schwuler Cowboy in Lees „Brokeback Mountain“ wurde er für den Oscar nominiert. Gyllenhaal ist z.Zt. gut im Geschäft, seit 2009 hat er 10 Filme abgedreht in denen er die Hauptrolle spielt, drei davon werden wir wohl 2015 im Kino zu sehen bekommen. Die Performance in „Nightcrawler“ - für die er sich 13 kg Körpergewicht runtergehungert hat - gehört sicher zu den besten in seiner bisherigen Karriere. Als skrupelloser, zielstrebiger Emporkömmling Lou Bloom durchstreift er das nächtliche Los Angeles auf der Suche nach der besten Story für die Morgen-News. Stets mit dem Ohr am Polizeifunk ist dabei oberstes Ziel noch vor Gesetzeshütern, den Rettungskräften und der Konkurrenz am Unfallort bzw. dem Ort des blutigen Verbrechens zu sein und mit der Kamera die verstörendsten Bilder zu schießen. Bloom lernt schnell, dass er so nah wie möglich an den Schauplatz ran und möglichst viele Blickwinkel abdecken muss um die Sensationsgier des Publikums zu befriedigen (und seine Gage in die Höhe zu treiben).

Dan Gilroy gibt mit „Nightcrawler“ sein Regiedebüt. Im Filmgeschäft war er bisher als Drehbuchautor bekannt u.a. für „Das Bourne Vermächtnis“ und „Real Steel – Stahlharte Gegner“. Familiäre Unterstützung erhält er bei der neuen Aufgabe von seinem Zwillingsbruder John, der den Film schneidet. Dans Ehefrau Rene Russo (In the Line of Fire – Die zweite Chance) spielt die Nachrichtenchefin eines Lokalsenders, die in eine bizarre Abhängigkeit von ihrem Bilderlieferanten Bloom gerät. Endlich sieht man sie wieder in einer Rolle, die mehr Substanz hat als kleine Auftritte in Superheldenfilmen. Denn nicht nur Gyllenhalls Figur wird interessanter je länger der Film läuft auch das Zusammenspiel mit Russo wird facettenreicher. Der Druck sich bei der Masse an lokalen TV-Kanälen zu behaupten ist enorm. Als Komödie verpackt musste das Rachel McAdams 2010 in „Morning Glory“ feststellen. Lustig ist bei Gilroy aber kaum etwas, eher makaber. Wie manipulativ Bloom auf seiner Mission nach Anerkennung, Einfluss, Macht, Kontrolle, künstlerischer Befriedigung und finanziellen Vorteilen vorgeht zeigt sich insbesondere auch durch die Art und Weise wie er seinen Assistenten Rick (Riz Ahmed, Ill Manors) behandelt.

Für einen Hungerlohn lässt der sich als Fahrer anheuern und von den Versprechen Blooms blenden, weil er keine Alternativen hat und eine Chance sieht sein Leben positiv zu verändern. Und falls rhetorische Überlegenheit Bloom nicht weiterhilft bekommt man das, wie die Konkurrenz (kleine Nebenrolle für Bill Paxton), auf praktische Art zu spüren. Je höher der Gewinn, desto weniger spielt die Moral eine Rolle und wenn sich dabei eine antisoziale Persönlichkeit wie Lou Bloom herausschält dann wird der Tatort zur künstlerischen Installation und auch Opfer, Täter und zufällig Anwesende zum Teil dieses Projekts das Mitleid nicht kennt. Die Bilder eines nächtliche L.A., eingefangen vom preisgekrönten Kameramann Robert Elswit (hat u.a. sechs Filme mit Paul Thomas Anderson gedreht, z.B. There Will Be Blood) unterstützen dabei prächtig und wecken Erinnerungen an den nächtlichen Streifzug von Killer Tom Cruise in der Stadt der Engel (Collateral, 2004). Elswit hat die Nachtszenen digital und die am Tag mit 35mm-Filmmaterial gedreht.

L.A. als Schauplatz für ein sensationsgeiles Amerika in einer konsequent erzählten Geschichte über einen wortgewandten Psychopathen. Das ist Karriereplanung der äußerst düsteren Art, spannend inszeniert und vor allem wegen Jake Gyllenhaal sehenswert.

Text © Markus Klingbeil
15.11.2014

Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis

USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch. Länge: 117 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 31.10.2014 (US) 13.11.2014 (D). Budget: 8.5 Mio. USD Regie: Dan Gilroy. Drehbuch: Dan Gilroy. Kamera: Robert Elswit. Schnitt: John Gilroy. Musik: James Newton Howard. Darsteller: Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed, Bill Paxton, Rene Russo, Michael Hyatt.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih