Nach Ferraras letztem Flop The Blackout (trotz interessanter Besetzung: Matthew Modine, Dennis Hopper, Beatrice Dalle, Claudia Schiffer) sollte man Besserung erwarten von dem Bad Lieutnant- Regisseur. Doch leider, leider ist auch seine neuester Film nicht sonderlich sehenswert. Seine Stars Christopher Walken, der auch schon bei Ferraras Das Begräbnis mit von der Partie war, Willem Dafoe und Jungstar Asia Argento (zuletzt mit B. Monkey und Das Phantom der Oper in unseren Kinos, versuchen vergeblich gegen das konfuse Drehbuch anzuspielen. Um was geht es in diesem Machwerk ?
X (Dafoe) und Fox (Walken) versprechen sich eine Menge Dollars, wenn sie einen ehrenwerten japanischen Geschäftsmann diskreditieren. Sandii (Argento), Xs Freundin, dient dabei als Lockvogel und soll den Japaner verführen. Soweit die Story, mehr zu wissen lohnt nicht, da es ohnhin schwer ist, nicht nach der Hälfte des Films vor Langeweile einzuschlafen. Es wird viel geredet, geredet, ... zwischendurch eine kleine Orgie abgehalten und wieder geredet. Die letzten 20 Minuten grenzen fast an Unverschämtheit, denn da werden nochmal die Bilder zusammengeschnitten, die man in den ersten 2/3 des Films bereits erdulden musste (zuwenig Bildmaterial für einen 90-Minuten-Film gehabt ???).
Zwischendurch schiebt Ferrara noch die obligatorischen Sex-Szenen zwischen Argento, die nun wahrlich keine Probleme mit Nacktszenen hat (in ihrem neuesten Projekt wird es davon reichlich geben, so erzählte es die Italienerin beim Oldenburger Filmfest), und Dafoe ein. Dafoes Charakter ist eigentlich nur darauf aus, sie in die Horizontale zu bringen (so hat Ms. Argento selbst es im Publikumsgespräch bezeichnet). Auch Argentos Tatoo am Unterleib wird mehrmals unmotiviert eingeblendet. Vielleicht hätte sich Ferrara doch lieber auf ein anständiges Script verlassen sollen und öfters mal am Set erscheinen sollen.
Improvisation, die Ferrara von seinen Schauspielern fordert, ist zwar schön und gut, geht manchmal aber auch voll in die Hose. Eins kann man Ferrara wenigstens zu Gute halten. Es ist seine Experimentierfreudigkeit was die Bildkomposition betrifft. Auch der originelle Vorspann, mit drei Sprachen (deutsch, englisch, chinesisch) lässt sich sehen, doch mehr positives gibt es kaum zu sagen. Am Ende sind seine Bildexperimente nur nervig und langweilig. Christopher Walken war in Das Begräbnis weitaus besser, auch hatte man an Dafoes Spiel, zuletzt in eXistenZ und The Boondook Saints weitaus mehr Freude. Die hatte allerdings Asia Argento beim Dreh, und zudem verstand sie sich eigenen Aussagen zufolge sehr gut mit Abel Ferrara.
New Rose Hotel wurde bisher nur einmal in New York aufgeführt (Festival Hampton).
Am 1. Oktober dieses Jahres soll der Film offiziell in den USA starten, allerdings nur in ausgewählten Orten, wie New York. In Amerika werden Ferraras Filme im Gegensatz zu Europa ohnehin nicht in dem Masse gewürdigt. Beim Festival in Venedig bekam Ferrara für diesen Film den Kritikerpreis. Sicher nicht unumstritten. Bleibt zu hoffen, dass sich Ferrara seiner filmischen Qualitäten besinnt...
[2/5]
Markus Klingbeil. 27.09.1999
Bilder (c) Filmverleih