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2014

Bilder © Ascot Elite
** My Old Lady
israel horovitz


Ein finanzschwacher Amerikaner kommt nach Paris um seine Erbschaft anzutreten. Im 500-Quadratmeter-Apartment, das ihm sein Vater hinterlassen hat, lebt allerdings eine 92-jährige Dame, die ein Wohnrecht auf Lebenszeit hat und nicht daran denkt auszuziehen.

Eigentlich ist Israel Horovitz ein Mann des Theaters, international sehr erfolgreich zudem, und ab und zu steuert er ein Drehbuch für Film und Fernsehen bei. Im Alter von 74 Jahren wollte es der Amerikaner dann nochmal wissen und tut es Alterskollege Dustin Hoffman gleich: Regie bei einem Spielfilm zu führen. Praktischerweise adaptiert Horovitz dabei sein eigenes Bühnenstück von 2002, lässt seine Tochter den Film produzieren und Freund Kevin Kline am Drehbuch mitarbeiten. Der fand die männliche Hauptrolle so toll, dass er sie auch spielen wollte und so findet er sich nach früheren filmischen Ausflügen Richtung Frankreich (French Kiss, Die Schachspielerin) diesmal in einem großen Pariser Apartment wieder, das er vom entfremdeten Vater geerbt hat. Mathis Gold heißt die verkrachte Figur, die er verkörpert. Mehrere gescheiterte Ehen hat er hinter sich, Geld hat er keins nur die Hoffnung mit dem Verkauf der Immobilie ordentlich abzusahnen und sein kaputtes Leben wieder in den Griff zu bekommen. Doch in Frankreich gibt es die merkwürdige Option der Immobilienleibrente, d.h. der neue Besitzer zahlt den Ex-Besitzern einen Teil des Kaufpreises in Form einer monatlichen Rente und muss sie in seiner Wohnung wohnen lassen bis sie sterben. Erst dann hat er uneingeschränkten Zugriff auf die Immobilie für persönliche Zwecke. Mathis ist geschockt, die alte Dame Mathilde Girard (Maggie Smith, Best Exotic Marigold Hotel) lässt ihn aber trotzdem einziehen.

Was amüsant beginnt – Mathis sucht krampfhaft nach Möglichkeiten zu seinem Ziel zu kommen – wird dann aber bald zum ermüdend-langweiligen tief in der Vergangenheit grabenden Seelenstriptease bei dem neben Kline und Smith noch Kristin Scott Thomas (Bevor der Winter kommt) als Chloé, die Tochter der alten Dame, ihren Kummer beisteuert. Horovitz bläst die Geschichte zum großen Familiendrama auf, kann aber wegen seiner sperrigen Inszenierung keine wirklich packenden oder berührenden Momente kreieren. Ein paar eingeschobene Paris-Bilder bieten immerhin kurzfristig optische Abwechslung. In der zweiten Filmhälfte spricht dann Klines Figur nach einer frustvollen, alkoholfeuchten Nacht das aus was man als Zuschauer denkt: „Ich langweile mich wie ein Wildschwein“. Klingt natürlich in der englischen Originalfassung an dieser Stelle besser, denn bei „I'm bored like a boar“ liegt der Witz in der Aussprache. Kline ist als Komödiant bekannt, seine Rolle in „Ein Fisch namens Wanda“ unvergessen, doch wenn er hier dramatisch-emotional agiert bleibt das nicht wirklich hängen. Ähnlich ergeht es einem mit den anderen Aktionen der Kline zuspielenden Figuren. Leider beendet Horovitz den Film dann auch mutlos konventionell, als wolle er die Arthaus-Gemeinde nicht verschrecken.

Theater zu verfilmen geht oft schief. Dies ist ein Beispiel dafür.

Text © Markus Klingbeil
23.10.2014

My Old Lady

UK/F/USA 2014. Farbe. Originalsprache: englisch, französisch. Länge: 106 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 20.11.2014 (D). Budget: n/a Regie: Israel Horovitz. Drehbuch: Israel Horovitz. Kamera: Michel Amathieu . Schnitt: Stephanie Ahn, Jacob Craycroft. Musik: Mark Orton. Darsteller: Kevin Kline, Maggie Smith, Kristin Scott Thomas, Dominique Pinon, Noémie Lvovsky, Stéphane De Groodt, Stéphane Freiss.
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