Mit Schirm, Charme und Melone

Wieder einmal wurde eine erfolgreiche TV-Serie aus den 60ern recycelt. In den letzten Jahren warens ja neben Star Trek Auf der Flucht oder Mission:Impossible (demnächst: Lost in Space), die auf die große Leinwand gehievt wurden. Diesmal also The Avengers (bei uns als Mit Schirm, Charme und Melone im TV). Besagte Attribute treten auch gleich in der Eingangssequenz auf, wenn Ralph Fiennes (Strange Days) als Mr.Steed zur Arbeit schreitet. Diverse Prüfungen löst er mit nicht unerheblicher Hilfe seines Schirmes und wer ihm seinen Hut klaut, der kriegt einen hinter die Löffel. Der Grund warum die Regierung Steed benötigt ist der, daß die Kontrolle über das Wetter Londons aus den Händen zu gleiten scheint.

Beim Einbruch in das Wetterzentrum wurden Videoaufnahmen sichergestellt, die eindeutig Mrs. Emma Peel (Uma Thurman, Gattaca) als Täter identifizieren. Diese wird sogleich ins Hauptquartier bestellt um vom Chef, Mother (ein Mann!) und von Father (eine Frau!) dazu befragt zu werden. Da Peel jedoch jede Tatbeteiligung zurückweist sollen Steed und Peel die wahren Täter ausfindig machen. Dabei stoßen sie auf Dr. Wynter (Sean Connery), der auf seinem Grundstück mit seinen Wettermaschinen von Schnee bis strömenden Regen und Windstürmen alles zustande bringt.

Kritik

Ausstattung und Szenerie machen The Avengers zu einem visuellen Vergnügen. Tolle Wagen, die sogar mit einem Teehahn ausgerüstet sind oder die Kleidung der Protagonisten sind wohl als Tribut an die Serie zu sehen. Leider sind die verbalen Scharmützel zwischen den beiden Protagonisten mitunter recht ermüdend und verhindern, daß Tempo und rechte Spannung aufkommt. So plätschert ein nicht unerheblicher Teil der 90 Minuten Laufzeit so dahin.

Tricktechnisch gut, doch eine doppelte Thurman reißt einen auch nicht so recht vom Hocker. Schotte Connery als wetterbeherrschender Bösewicht ist zwar ganz passabel kann die elegante Szenerie aber auch nicht weiter aufpeppen und ganz nimmt man ihm den fiesen Schurken auch nicht ab. Gentleman-like.Very British eben.

Und Ralph Fiennes mit schwarzer Melone, schwarzem Zweireiher und obligatorischem schwarzem Schirm (Dr.Wynter: "A man with an umbrella is praying for rain"), dessen Griff auch noch mit einer Klinge ausgestattet ist (wichtig für den finalen Zweikampf im strömenden Regen!), wirkt eher unfreiwillig komisch. Im Original hat man jedenfalls noch das Vergnügen die britische Attitüde und deren Wortgewandheit zu genießen: immer Haltung bewahren! (wie will die deutsche Synchronisation das transportieren??).

Ansonsten ist diese Seriengeburt nur durchschnittliche Unterhaltung und vergißt man die krude Story (selbstverständlich wird Mrs. Peel entführt um von Mr. Steed gerettet zu werden und auch in der eigenen Geheimdienstbehörde gibt es Bösewichter...), dann bleibt neben der Ausstattung nur Uma Thurman in ihren sexy Kostümen in Erinnerung.

[2/5]

Markus Klingbeil. 21.09.1998
Bilder (c) Filmverleih