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2008
Bilder © Sony
** Mirrors
alexandre aja


Der vom Dienst suspendierte Cop Benjamin Carson (Kiefer Sutherland) versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, das durch einen Vorfall im Job aus der Bahn geworfen wurde. Genauso frustrierend wie der Verlust der Dienstmarke ist für ihn auch die Trennung von der Familie. Um wieder auf die Beine zu kommen fängt er als Nachtwächter an. Doch in dem Gebäude, das er überwacht, geschehen merkwürdige Dinge, die Carson an den Rand des Wahnsinns treiben.

Spiegelein, Spiegelein an der Wand, wen tötest Du als nächstes ? Diesmal haben sich die Amerikaner die merkwürdige Geschichte von Dämonen, die in Spiegeln hausen und sich der Reflektionen von Menschen zwecks Tötungsabsicht bedienen, nicht selbst ausgedacht, sondern vom südkoreanischen Horrorthriller "Into the Mirror" abgeguckt. Dass es hip ist asiatische Filme für ein englischsprachiges Publikum neu zu interpretieren haben dieses Jahr auch "The Eye" und "One Missed Call" gezeigt. Weitere Beispiele findet man in der Vergangenheit ("The Ring", "The Grudge"), in der Gegenwart ("My Sassy Girl") und auch im nächsten Kinojahr ("A Tale of Two Sisters") wird man nicht verschont. "The Chaser" und "Oldboy" sollen auch noch den Hollywoodtouch verpasst bekommen. Der Inhalt von "Mirrors" klingt schon etwas weit hergeholt und das Werk selbst ist leider nur eine unerfreuliche Missgeburt aus Poltergeist- und Haunted-House- Szenenabfolgen.

Vor allem ist diese Ein-Mann-Vorstellung mit Kiefer Sutherland schlecht besetzt, wirkt er doch als aufbrausender Ex-Cop mit Alkoholproblem und Hang zu Antidepressiva in Pillenform wie ein lasches Abziehbild seiner Kultfigur Jack Bauer. Insbesondere, wenn er eine Nonne mit vorgehaltener Waffe überzeugt ihn doch zu begleiten, werden da Erinnerungen wach. Ein halbgarer Bauer ist hier aber uninteressant. Das erste Drittel des Films plätschert zudem eher gemächlich dahin und versucht mit Old-School-Schreckmomenten den Zuschauer im Spiegelkabinett eines geheimnisvollen, angekokelten ehemaligen Kaufhauses das Gruseln zu lehren. So stolpert Sutherland mit seiner kleinen Taschenlampe (er kommt nie auf die Idee für mehr Leuchtkraft zu sorgen, nachdem ihm übel mitgespielt wird) munter durch das Abbruchhaus und sieht merkwürdige Dinge in den Spiegeln, die ihn psychisch und physisch angreifen.

Die Spiegeltricks sind zwar ordentlich gemacht, Spannung kommt aber nicht wirklich auf. Andere Spezialeffekte variieren in der Qualität. Die Computereffekte beim "ausgerenkten" Kiefer sind wenig überzeugend, wenn die Effektemacher von KNB FX aber handwerklich arbeiten und Horrormasken kreieren, dann sehen die entsprechenden Szenen wieder überzeugender und schauriger aus. Hinwegtäuschen über eine langweilige, konfuse Geschichte können sie aber nicht. Vom für seine harten Schocker "High Tension" und "The Hills have Eyes" (eine neue Version des gleichnamigen Wes-Craven-Films) berüchtigten Franzosen Alexandre Aja erkennt man hier in diesem glattpolierten Remake nur selten seine Handschrift wieder. Und zwar nur dann, wenn er die düsteren Flashbacks um das Schicksal eines 12-jährigen schizophrenen Mädchens beschreibt, das dem investigativ arbeitenden Sutherland beim Schutz seiner eigenen Familie Hilfestellung geben könnte. Denn die Spiegeldämonen können, wie auch immer, auch fremde Häuser heimsuchen und insbesondere das Haus der Carsons ist ein Spiegelparadies.

Man fragt sich ob der durchschnittliche Spiegelbesitz von Amerikanern bei 12 oder eher bei 20 Exemplaren liegt. Oder ist das etwa Ajas Kommentar zu einer egoistischen, narzistischen Gesellschaft ? Der dadurch gewollte dramaturgische Effekt des Films verpufft allerdings schnell, wundert es doch kaum, dass der Dämon nicht so blöd ist wie Carson denkt. Seine Frau und die Kinder, die momentan von ihm getrennt leben, glauben erst einmal, dass Daddy jetzt völlig ausgetickt ist - wer kann es ihnen verübeln, knabbert Carson doch noch an seinem Schuldkomplex, weil ihm der Tod eines Kollegen angekreidet wird. Damit Carson jedoch weiterhin Zugang hat zu den Ressourcen des New Yorker Polizeiapparates stellt das Drehbuch ihm einen Kollegen zur Seite, gespielt von Jason Flemyng ("Der Sternwanderer"). Der hat aber im Verlauf der Handlung wenig zu tun, taucht erst nach 45 Minuten auf und beschränkt sich vorwiegend auf telefonische Auskünfte ohne dass ihm Zweifel an Carson kommen.

Auch Amy Smart ("Crank"), die als Schwester von Carson auftritt und bei der er momentan logiert, wird vom schwachen Drehbuch im Stich gelassen, so dass man als Zuschauer kaum Anteil nimmt an ihrem Schicksal. Sutherland schafft es nicht den Film alleine zu tragen und das pyrotechnische Effektegewitter zum Finale inklusive duzenden von zersplitternden Spiegeln wirkt wie ein verzweifelter Versuch dem Betrachter ein "wow" oder "ohhh" zu entlocken. Der Storytwist zum Ende hat dann wieder was für sich, rettet aber den Scherbenhaufen, den der Film hinterlässt, auch nicht mehr.

"Mirrors" ist ein schwach inszenierter Horrorfilm mit lustlos charakterisierten Figuren und ohne Gespür für Spannung. Kiefer Sutherland verirrt sich als Alleinunterhalter hoffnungs- und hilflos im Storywirrwarr und empfiehlt sich dabei nicht für künftige Kinohauptrollen. Schlimm genug, dass er den Film selbst mitproduziert hat.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 25.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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