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2011
Bilder © Studiocanal Filmverleih
*** Mein Stück vom Kuchen
cédric klapisch


Um ihre mehrköpfige Familie zu versorgen nimmt die Mittvierzigerin France eine Arbeit als Putzfrau im 300 km entfernten Paris an. Dort trifft sie auf einen reichen Geschäftsmann.

Im neuen Film des französischen Regisseurs Cédric Klapisch prallen Welten aufeinander. Auf der einen Seite die frisch entlassene Fabrikarbeiterin France (Karin Viard, Nichts zu verzollen), die dem sozialen und finanziellen Chaos zunächst nur mit einem Selbstmordversuch begegnet und dabei für einen Moment ihre Verantwortung als Mutter dreier Kinder vergisst. Und auf der anderen Seite der unaufhaltsam auf der Karriereleiter nach oben kletternde Spekulant Steve (Gilles Lellouch, Kleine wahre Lügen), der eine Firma nach der anderen zerschlägt und daraus ungehörigen Profit schlägt. In Paris treffen die beiden so unterschiedlichen Menschen aufeinander und ein Pretty-Woman-Märchen scheint sich anzubahnen. Aus Putzfrau/ Haushälterin France wird nämlich die Nanny für Steves Sohn, den die Ex-Freundin für längere Zeit bei ihm abliefert.

Die Handlung entwickelt sich zunächst wie erwartet, denn Steve weiß mit dem Buben nichts anzufangen, hat ohnehin nur den Job im Kopf und bevorzugt es lieber die Zeit mit jungen Frauen zu verbringen, die er im Schnellgang vernascht. France wird also zum Muttiersatz, steht aber vor der schwierigen Entscheidung entweder weiter viel gutes Geld zu verdienen - knickrig ist Steve nicht - dafür aber weniger Zeit mit der eigenen Familie im heimatlichen, an der nordfranzösischen Küste gelegenen Ort Dunkerque zu verbringen. Ein düsteres Sozialdrama wie wir es des öfteren aus England zu sehen bekommen ist dieser französische Beitrag aber bei weitem nicht, dafür lockert Klapisch seine Szenen zu oft mit komischen Momenten auf, die aber auch das eine oder andere Mal übers Ziel hinausschießen. Zum Glück aber oder vielleicht zum Entsetzen mancher verfolgt der Film nicht konsequent den Pfad des immer kuscheliger werdenden Wohlfühlfilms sondern greift zum Ende wieder zur Realitätsnähe.

Auch wenn der Film nicht so einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt wie Klapisch letzter Kinofilm - das wunderbare Ensemblestück "So ist Paris" - kann man "Mein Stück vom Kuchen" vor allem wegen Karin Viard empfehlen, die glaubwürdig die Rolle der alleinerziehenden Mutter spielt und dabei viele Höhen und Tiefen des Lebens durchläuft. Die Sympathien des Zuschauers hat sie von Beginn an und etwas bewundernd beobachtet man wie sie sich und ihre Familie über Wasser hält, dabei zahlreiche Demütigungen wegsteckt und auch noch die Kraft besitzt ein - zwar etwas überzogenes - aber für den Verlauf der Geschichte wichtiges finales Statement zu setzen. Dafür riskiert sie viel. Die von Gilles Lellouch gespielte Figur des luxusgewohnten, ichbezogenen Workaholics zu bekehren ist aber auch für France eine schier unlösbare Aufgabe.

Dieser nicht immer ausgereift wirkende Clash sozialer Klassen pendelt zwischen leichten und schweren Momenten, ist aber dank einer Karin Viard durchaus sehenswert.


Text © Markus Klingbeil
20.09.2011

Mein Stück vom Kuchen

(Ma part du gâteau)

F 2011. Farbe. Originalsprache: Französisch. Länge: 109 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 16.03.2011 (F) 15.09.2011 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Cédric Klapisch. Buch: Cédric Klapisch. Kamera: Christophe Beaucarne. Schnitt: Francine Sandberg. Musik: Loïk Dury. Darsteller: Karin Viard, Gilles Lellouche, Audrey Lamy, Jean-Pierre Martins, Raphaële Godin, Fred Ulysse, Kevin Bishop, Marine Vacth, Flavie Bataille.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih