Nach der Scheidung von ihrem Ehemann zieht Lucy (Dianne Wiest) mit ihren Söhnen Michael (Jason Patric) und Sam (Corey Haim) zu ihrem alleinstehende Vater in den kalifornischen Küstenort Santa Clara. Dort angekommen machen die Jungs Bekanntschaft mit einer Bikergang und zwei abgedrehten Comicbookfreaks. Den Grund warum hier in den letzten Jahren viele junge Menschen spurlos verschwunden sind kennen die Neuankömmlinge noch nicht.
Als sich Regisseur Joel Schumacher 1987 dem Vampirgenre zuwandte, da hatte er erst drei Kinofilme vorzuweisen. Darunter die Komödie "Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K" und das sich um junge Erwachsene drehende Drama "St. Elmo's Fire" mit Demi Moore und Rob Lowe. Letzterer taucht auch in "Lost Boys" wieder auf - als Teenieposter im Zimmer eines der Protagonisten. Das Publikum das Schumacher mit diesem von Richard Donner (Lethal Weapon) produzierten Vampirdrama erreichen will ist ganz klar: ein junges Publikum.
Dafür steht schon die Besetzung mit Kiefer Sutherland (Dark City, TVs 24), Jason Patrick (Speed 2), Corey Haim (16jährig) und Corey Feldman (Stand by Me). Die beiden letztgenannten sollten später noch einige gemeinsame Filme drehen und zu Posterboys der Zahnspangengeneration werden. Patrick, der die Hauptrolle und den großen Bruder von Haim spielt, war damals noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Schauspielerisch gibt die Rolle des Michael aber nicht wirklich viel her. Er wird vom strohblonden Vampir David (Kiefer Sutherland mit wenig Text) verführt, der ihn in seine Kreise einführen will. Initialzündung für die Geschehnisse ist allerdings wie so oft ein attraktives Mädchen (Jamie Gertz), das im Verlauf hin- und hergerissen ist zwischen den beiden Männern.
Der Anfang ist also abgesehen davon, dass wir es mit Blutsaugern zu tun haben, die sich gerne auf dem Rummelplatz ihre Nahrung beschaffen, eine konventionell gestrickte Handlung mit Familienanschluss. Und so ist der Film auch zunächst kaum bemerkenswert, denn viel Zeit lässt sich Schumacher mit der Eingewöhnungsphase der Neuankömmlinge, die nach und nach mitbekommen, dass in diesem Ort etwas nicht stimmt. Dabei werden auch die zwei Comicfreaks, zwei Brüder mit dem Familiennamen Frog eingeführt, die Teenager Sam (Corey Haim) gleich mal einen Survivalguide mitgeben. Denn außer ihnen glaubt keiner, dass hier Vampire ihr Unwesen treiben. Michaels und Sams Mutter Lucy schon gar nicht. Die sucht über den freundlichen Ladenbesitzer Max (Edward Herrmann, TVs Gilmore Girls) auf ihre Weise Anschluss ans Gemeindeleben.
Spannungsmomente sind zwar auch in den ersten zwei Dritteln des Films ansatzweise vorhanden - Michael muss schließlich nach dem unwissentlichen Konsum von Vampirblut (mit Sonnenbrille!) gegen seine Verwandlung ankämpfen - doch wird die Handlung zu oft durch die spleenigen Frog-Brüder mit Guerilla-Attitüde aufgelockert. Es dauert eine Weile bis man die Jagd von Davids motorradfahrender Gang hautnah miterlebt und die Brutalität sichtbar wird mit der er seine eigene Existenz sichert. Der Strandüberfall zeigt, dass es langsam ernst wird und weckt Hoffnungen auf einen actionreichen finalen Showdown. Die etwas deftigeren Horroreffekte kommen auch erst dann zum Einsatz. Das kann aber die vorher vertändelte mit allerhand 80er-Jahre-Pop-Songs untermalte Zeit nicht ganz vergessen machen.
Wie Vampire leben ist von Film zu Film verschieden. In John Carpenter's Vampire (1997) haben sie sich im Erdreich verbuddelt und auch zehn Jahre zuvor brauchten Draculas Nachfolger bereits keine Särge mehr. David und seine sonnenscheuen Artgenossen hausen in einer Höhle am Meer, die mit dem klassischen Inventar eines Hotels von 1906 ausgestattet ist. Sie hängen tagsüber wie Fledermäuse an der Decke und ruhen sich bis zur nächsten Mahlzeit aus. Mit geweihtem Knoblauchwasser und dem altbewährten Pfahl mitten durchs Herz kann man aber auch den äußerlich nicht alternden Geschöpfen der Nacht den Garaus machen. Personen im Übergangsstadium von Mensch zu Vampir kann man allerdings nur retten, wenn man den Chef-Vampir ausfindig macht und zur Strecke bringt.
2008 wurde ein Sequel unter dem Titel "Lost Boys: The Tribe" für den DVD-Markt produziert.
DVD (Warner Bros., PAL, Code 2, 93 min)
Der Film wird im anamorphen Breitbild-Format (2.35:1) präsentiert. Bei den Sprachen wählt man zwischen englisch (DD 5.1), deutsch (DD 2.0) und spanisch (DD 2.0). Ein gutes Dutzend optionale Untertitel liegen vor, darunter englisch und deutsch. Als Bonusmaterial gibt es nur ein paar Texttafeln mit Produktionsinformationen und den Trailer. Es gibt auch eine Special Edition mit umfangreichen Bonusmaterial.
Kein Highlight aber ein recht ordentlicher Genrebeitrag. Denn leider gibt der Film erst im letzten Drittel so richtig Gas. Was vorher passiert ist inhaltlich kaum überraschend aber optisch ganz nett anzusehen. Statt Spannung zu schüren wird dank Corey Feldmann leider zuviel geblödelt. Im Vergleich mit "Fright Night" oder "Near Dark", zwei weitere 80er-Jahre Vampirstreifen, zieht "The Lost Boys" klar den Kürzeren.