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1963
Bilder © Savoy Film/ Sunfilm
**** The Last Man on Earth
ubaldo ragona


Wissenschaftler Morgan (Vincent Price) wacht jeden Morgen mit dem selben Gedanken auf. Sein eigenes Leben schützen und die Verstecke seiner Feinde aufspüren um sie zu töten. Ein unbekannter Krankheitserreger hat die Menschheit fast vollständig ausgelöscht oder zu nachtaktiven Vampirwesen mutieren lassen. Und diese Kreaturen wollen Morgan jede Nacht an den Kragen.

Robert Morgan staunt nicht schlecht, als die Frau, die er geliebt hat, die die Mutter seiner Tochter war und deren toten Körper er erst kürzlich vergraben hatte, eines nachts wieder vor der Tür steht. Normalerweise verläuft der Tag anders, mehr wie ein Murmeltier-Tag. Jeden Tag aufstehen, seine Holzpflöcke einpacken und Verstecke der Vampire aufstöbern. Drei Jahren geht das nun schon so und Morgans Stimmungen schwanken schon mal zwischen Desillusion und Hilflosigkeit, die sich in Wutanfall oder Sentimentalitätsschüben beim Kirchenbesuch äußern. Solche Phasen der Disziplinlosigkeit bürgt allerdings eine große Gefahr für sein Leben. Die Story mag manchem vertraut vorkommen, da sich vor nicht langer Zeit Will Smith in Richard Mathesons Romanverfilmung von "I am Legend" gegen Einsamkeit und todbringende Kreaturen zur Wehr setzen musste. Außerdem gibt es noch eine Verfilmung des Stoffes mit Charlton Heston als "Omega-Mann" (1971). Richard Mathesons (geb. 1926) kreativer Output ist dabei ziemlich beeindruckend. U.a. wurden seine Romane "Stir of Echoes", "What Dreams May Come", "The Incredible Shrinking Woman" und die Kurzgeschichte "Duell" (von Steven Spielberg) verfilmt. Zudem verfasste er mehrere Scripte für Roger Corman-Filme. Z.Zt. werden drei Romane von ihm in Hollywood adaptiert (u.a. von Brett Rattner und Richard Kelly)

Ubaldo Ragonas Version wurde 1963 gedreht, die Geschichte spielt 1968, drei Jahre nach dem Infektionshöhepunkt im Dezember 1965, der die Menschheit dezimierte. In irgendeiner nicht namentlich genannten Stadt in Amerika (im Roman von 1954 in Los Angeles und Umgebung) durchlebt Morgan die tägliche Eintönigkeit. In Rückblenden und Off-Kommentaren wird man nach und nach über die Bedrohung, die sich damals aus Europa kommend ausbreitete, näher informiert. Die Ursache bleibt aber ungeklärt. Ist es eine biologisch-chemische Waffe, die zu Kalter-Krieg-Zeiten ausser Kontrolle geraten ist, ein Bakterium oder ein Virus ? Der Krankheitserreger schlägt aber wohl über dem Luftweg zu und erste Symptome bei Menschen ist Blindheit. Sobald sie als Vampire auferstehen kehrt auch die Sehfähigkeit zurück. Mit den guten alten herkömmlichen Methoden können sie aber in Schach gehalten werden: Spiegel und Knoblauchkränze dienen als Abschreckungsmittel, ein Holzpfahl oder eine Eisenstange ins Herz um die Kreatur zu töten. Anschließend sollte der Körper verbrannt werden. Dass die Kreaturen der Nacht keine Spitzzähne haben und es nie Großaufnahmen beim Angriff auf den Menschen und den Biss in die Halsschlagader gibt mag verwundern schmälert die Horrorvorstellung und die Idee des strafenden Weltuntergangs nicht im geringsten. ‚The End has Come' steht dann auch folgerichtig auf der Tafel vor der Kirche wo normalerweise auf den Gottesdienst hingewiesen wird. Dass hier keine großen Effekte eingesetzt wurden liegt auch daran, dass Regisseur Ubaldo Ragona mit einem schmalen Budget operieren musste. Ursprünglich sollten die englischen Hammer Studios den Roman verfilmen, doch die verzichteten und das Studio AIP übernahm die Rechte. Aus Kostengründen verlagerte man die Produktion nach Rom, Italien, was auch die Mitwirkung vieler lokaler Talente erklärt. In der amerikanischen Fassung wurden allerdings so manche Namen durch Künstlernamen ersetzt, z.B. ist das englische Pseudonym von Regisseur Ubaldo Ragona im Vorspann Sidney Salkow.

Aufmerksame Betrachter werden auch feststellen, dass sich so manche vermeidbare Filmfehler eingeschlichen haben. So ist z.B. Vincent Price doch nicht ganz so alleine wie man uns anfangs suggeriert. Bei einer Aufnahme einer Totalen der verlassenen Stadt kann man z.B. einen rauchenden Kamin und ein paar fahrende Autos entdecken. Auch sieht man in einer Szene im Hintergrund einen Mann normal gehen, bei Tageslicht (!) - kann also kein Vampir sein, sondern einfach nur ein Statist an falscher Stelle. Heutzutage wären diese Fehler dank Computertechnik einfach wegretuschiert worden. Aber wer will schon immer Perfektionismus. Denn der verdrängt dann nur den manchmal erfrischend altmodischen Charme. ‚The Last Man ...' besticht vor allem durch die überzeugende Darstellung von Vincent Price als desillusioniertem Überlebenden einer die Menschheit auslöschenden Katastrophe, der das Pech hat , dass ausgerechnet er immun gegen diese Infektion ist und alle um ihn herum sterben oder zu fiesen Gestalten mutieren. Vincent Price, der durch Filme wie 'The Invisible Man Returns' (1940) ‚House of Wax' (1953) und 'House on Haunted Hill' (1959) populär wurde, drehte in den 60ern eine Reihe Filme mit Roger Corman und zelebrierte später in 'Theatre of Blood' (1973) eine wunderbar fiese Kritikerabrechnung. Seinen letzten großen Auftritt vor seinem Tode 1993 hatte Price kurz vorher in Tim Burtons ‚Edward mit den Scherenhänden' (1990).

Wenn man sich George R. Romeros Zombieklassiker ‚Night of the Living Dead' von 1968 in Erinnerung ruft, dann könnte man den Eindruck bekommen, dass Romero sich hat kräftig inspirieren lassen, und das bis zum düsteren Ende der Story. Schon allein die Art und Weise wie sich die Vampire bewegen: langsam, schwankend und schwächlich. Nur die Masse kann das Leben des Individuums ersticken. Und die Trostlosigkeit leerer Städte findet man u.a. auch in dem neuseeländische Film "The Quiet Earth" (1985). In "The Last Man ..." ist es insbesondere der tollen Kameraarbeit und Bildgestaltung von Franco Delli Coli zu verdanken, dass sich diese apokalyptische Stimmung auf den Betrachter überträgt. Auch in "Blade" findet man Motive aus ‚The Last Man ...', z.B. wenn Blade, Halb-Vampir/Halb Mensch, sich wie die Begründer der neuen Menschheit/Gesellschaft regelmäßig ein Heil-Serum spritzen müssen um sich nicht in Vampire zu verwandeln. Einige Fragen bleiben allerdings offen oder sind auf ein nicht ganz durchdachtes Drehbuch zurückzuführen. Wie intelligent ist der mutierte Vampir ? Warum sind die einen komplette Idioten und die anderen immerhin mit einer Rest-Gehirnaktivitäten ausgestattet. Einer von Morgans Wissenschaftskollegen und früherer Freund hat sich in einen Vampir verwandelt, kennt ihn aber noch beim Namen und findet jede Nacht den Weg zu Morgans Haus . Auch Virgina, Morgans Ehefrau, die eben noch von Erdreich umgeben war scheint ein intaktes Navigationssystem im geplagten Körper implementiert zu haben. Ansonsten geht der IQ gegen null. Für eine nostalgische schwarz-weiss Horror-Sci-fi Soiree unter dem Motto "Bedrohung von außen" empfiehlt sich daher: ‚Die Dämonischen (1956) / The Last Man on Earth (1963) / The Night of the Living Dead (1968).

DVD (RC2, PAL, Savoy Film/Sunfilm Entertainment)

Die deutsche DVD präsentiert den Film im ordentlichen 2.30:1-Bildformat (anamorph) mit Tonspuren in deutsch und englisch (DD2.0). Extras beinhalten Deleted Scenes (in italienischer Sprache mit deutschen Untertiteln), italienischer Vorspann, Trailer und Infotafeln mit Hintergrundinformationen und einer Bildgalerie.

"The Last Man on Earth" mag die am wenigsten bekannte Verfilmung des Romans von Richard Matheson sein, ist aber wohl am dichtesten an der Vorlage dran zudem der Romanautor selbst im Anfangsstadium der Produktion am Script beteiligt war. Und Horror-Legende Vincent Price zeigt quasi im sprichwörtlichen Alleingang wieder einmal eine klasse Leistung. Wer mehr wert auf Effekte als auf gepflegten, atmosphärischen Thrill legt, der sieht sich lieber Will Smiths "I am Legend" an.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 30.09.08

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih