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cover

Titel:
- Lola rennt

Jahr:
- 1998

Land:
- Deutschland

Starttermin:
- (US)
- (D)

Länge:
- -- min

Budget:
- xx million USD

Einspiel:
- xx million USD

Regie:
- Tom Tykwer

Buch, Screenplay:
-

Kamera:
- Frank Griebe

Darsteller:
- Franka Potente
- Moritz Bleibtreu
- Armin Rhode
- Herbert Knaup
- Nina Petri

Lola rennt

Inhalt und Kritik

Ein rasanter Einstieg. Armin Rhode (Rossini, Der bewegte Mann) -in der Rolle des Wachmanns einer Bank- wirft den Fußball ("Der Ball ist rund") in die Luft. Die Kamera saugt den Ball förmlich in die Höhe, bis die Menschen auf dem Platz nur noch winzig erscheinen. Aus dem unten herrschenden Gewusel formiert sich der den ganzen Film bestimmende Titel: LOLA RENNT.

Jeder einzelne Buchstabe besteht aus 300 Menschen. Dank digitaler Tricktechnik wurden die Einzelbuchstaben wie der Zuschauer sie nebeneinander sieht, für den fertigen Film zusammengesetzt und ... es sieht großartig aus. Tykwer, der seinen Film selbst als Experimentalfilm bezeichnet, setzt Unmengen von verschiedenen Stilmitteln ein um das junge Publikum -die MTV-Generation- zufrieden zu stellen. Grobkörnige Schwarzweißaufnahmen, Videoformat und wackelige Handkamera.

Gerne und häufig greift Kameramann Frank Griebe auf die die Protagonisten um 360 Grad umkreisende Steadycam zurück. Auch dem Medium Zeichentrick wo, so Tykwer, "alles möglich ist" wird Tribut gezollt. Franka Potente (Nach 5 im Urwald) durchläuft dabei als Stadtamazone mit feuerrotem, zerzaustem Haar gefräßige Uhren und Treppen hinunter. Die satten, normalen Kinofarben bzw. -bilder gehören jedoch den beiden Hauptdarstellern, Manni (Moritz Bleibtreu, Knocking on Heaven's Door) und Lola (Potente).

Cutterin Mathilde Bonnefoy -im übrigen ihr erster Spielfilm- sorgt mit ihren schnell aufeinanderfolgenden Schnitten bei Lolas Jagd durch Berlin für die notwendige Dynamik (während der 6 Wochen Drehzeit in Berlin, soll Kettenraucherin Potente an die 250 - 300 km gelaufen sein! Im fertigen Film bekommt man die natürlich nicht alle zu sehen, da auch hier nur ein zwanzigstel des gedrehten Materials letztendlich im Film zu sehen ist). Neben starken Hauptfiguren hat Tykwer allerdings auch darauf Wert gelegt die Geschichten der Nebenfiguren anzureißen und sie nicht nur "dumme Sätze herunterlabern lassen"(Tykwer).

Dies tut er, indem er den Lebenslauf der Personen, die Lola während ihrem verzweifelten Lauf gegen die Zeit über den Weg laufen, anhand von einer schnellen Abfolge von Fotos dokumentiert (z.B. bei einem Fahrraddieb, einer Bankangestellten oder einer Frau mit Kind). Im Film werden die 20 Minuten, die Lola bleiben, um 100.000 DM aufzutreiben -um ihrem Freund Manni, der das Geld Gangsterboß Ronnie (kurzer Auftritt von Heino Ferch mit gefakter Glatze) schuldet, das Leben zu retten- gleich dreimal abgespult, jedoch immer mit entscheidenden Varianten.

Das erinnert allerdings stark an Bill Murrays Und täglich grüßt das Murmeltier, als er in einer Zeitschleife gefangen war, und den Murmeltiertag jeden Tag aufs Neue durchstehen mußte. Es gibt also drei Versionen von Lolas Bemühen mit unterschiedlichem Ausgang. Wird Lola sterben oder Manni oder gibt's gar doch ein Happy-End oder haut der Penner, der sich die 100.000 DM unter den Nagel gerissen hat, ab in die Karibik? Im Hintergrund hämmert, bis auf einige wenige ruhige Passagen, der Technobeat und zu Anfang einer Lösungsversion, die im übrigen immer mit den gleichen Bildern beginnen (wieder mit der die Treppe herunterrennenden Zeichentrick-Lola), hört man den Song "I wish" von Thomas D. (Die Fantastischen Vier) und Potente selbst ("I wish I was a Hunter...").

Wie beschafft man also in 20 Minuten 100.000 DM und bringt sie zu einem entfernten Ort, wo der Freund wartet?

Es werden die gängigsten Möglichkeiten durchgespielt: der Vater, ein Bankdirektor (Herbert Knaup, Die Sieger) -angeödet von seiner Familie und keinen Bezug zu seiner Tochter Lola ("Manni? Wer ist Manni?" - "Mein Freund, schon seit einem Jahr!"); ein Banküberfall; ein Casinobesuch oder das Ausrauben eines Supermarktes ? ("Er hat gesagt, die machen 200.000 am Tag; dann werden die wohl bis 12 Uhr 100.000 Mark haben."). Die Besetzung von Lola rennt ist außerordentlich gut. Franka Potente, in ihrem blauen, abgeschnittenen Unterhemd, das den Blick auf ihre Tätowierung freigibt und mit ihrem roten Punkhaar wie ein Feuermelder durch Berlin saust, spielt die Lola sehr eindrucksvoll und glaubhaft.

Auch Moritz Bleibtreu nimmt man den verzweifelten, etwas naiven Manni voll ab und er gibt ja auch die Initialzündung für Lolas Wettlauf gegen die Zeit, als er in der S-Bahn die Plastiktüte mit Ronnies 100.000 DM vergißt. Als Penner, der sich die Tüte schnappt, ist Joachim Krol, dessen Film Zugvögel gerade erfolgreich im Kino läuft, zu sehen. Lola rennt ist, wie es der Regisseur auch beabsichtigte, ein "leichter" Film geworden, bei dem man während der 81 Minuten LAUFzeit ständig mit visuellen Eindrücken und Effekten bombardiert wird.

Dazu kommt, wie bereits erwähnt, der hämmernde Soundtrack, an dem Tykwer auch selbst mitgewirkt hat, mit Thomas D. (Tykwer:" Ich mochte seine Platte") und Franka Potentes Sprechgesangsrolle. Allerdings kann dieses Gehämmere mitunter auch nervig sein und das ganze Projekt mutet irgendwie auf Kult getrimmt an. Oder ist das der Film zur Love Parade? Ob die ältere Generation diesen Film verstehen wird?

Regisseur Tykwer war übrigens bei der Preview von Lola rennt am 18-08-98 im Moviedick/Esslingen anwesend und hat sich nach dem Film gutgelaunt 25 Minuten den Fragen des Publikums gestellt.

[4/5]


Markus Klingbeil. 19.08.1998
Bilder (c) Filmverleih
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