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2008
Bilder © Sony
*** Lakeview Terrace
neil labute


Das Ehepaar Chris und Lisa Mattson (Patrick Wilson, Kerry Washington) bezieht ihr frisch erworbenes Haus in einem ruhigen südkalifornischen Wohngebiet. Der Nachbar allerdings, Abel Turner, Streifenpolizist der LAPD (Samuel L. Jackson), ist nicht erfreut. Ein Kleinkrieg mit tödlichen Konsequenzen beginnt.

Nachbarschaftsstreitigkeiten kennt wohl jeder. Auch im TV sieht man es, wenn feindliche Nachbarn medienwirksam in Doku-Soaps übereinander herziehen. In Neil LaButes Thriller ist aber nicht ein überhängender Baum auf das Nachbarschaftsgrundstück oder die Nichteinhaltung der Grundstücksgrenze beim Bauen Ursache für die Eskalation von Konflikten, sondern die unterschiedliche Hautfarbe der Neuankömmlinge. Samuel L. Jackson spielt den Cop, der ein Problem damit hat, dass der neue Nachbar Chris, ein Weißer, mit Lisa, einer Schwarzen verheiratet ist. Diskriminierungen wegen anderer Hautfarbe ist weltweit in unserer Gesellschaft immer noch ein Thema, auch wenn in Amerika jetzt zum ersten Male mit Barack Obama ein schwarzer Präsident gewählt wurde. Man darf aber nicht vergessen, dass 58 Millionen Wähler für McCain gestimmt haben. Und sicher nicht nur wegen seinen politischen Aussagen (Kalifornien, Schauplatz des Geschehens ist übrigens ein demokratischer Staat). In Filmen wird oft der afroamerikanische Bürger Opfer von Diskriminierung, doch hier drehen die Autoren David Loughery und Howard Korder den Spieß um und porträtieren einen verbitterten Cop, der seine in der Vergangenheit gemachten schlechten Erfahrungen mit der weißen Gesellschaft auf die Gegenwart projiziert, voreingenommen agiert und die Gelegenheit nutzt seinen Frust an jemandem auszulassen.

Jackson spielt den Part des alleinerziehenden strengen Vaters von zwei minderjährigen Kinder auch äußerst überzeugend. Und widersprüchlich. So hämmert er den Kindern ein, wie wichtig Respekt gegenüber anderen ist, er selbst gibt den neuen Nachbarn aber keine Chance und will sie nur schnell aus seinem Wohnviertel rausekeln. Statt coolem Auftritt (Pulp Fiction, 1994 !), bei dem man ihn schon so oft gesehen hat, verleiht Jackson dem intelligenten Unsympath ein Gesicht mit vielen Facetten. Das macht ihn zu einer interessanten Figur von Anfang bis Ende. Sein Spektrum reicht von kleinen Sticheleien bis zur lautstarken Provokation des gutsituierten Nachbars (ein Haus mit Swimmingpool hat Abel Turner nicht). Wenn Jackson ein breites unschuldiges Grinsen zeigt und einen auf guten Kumpel macht, dann ist der Zuschauer lange Zeit nie ganz sicher, ob seine Provokationen nicht nur temporäre Unzufriedenheit (Stress im Job / bei der Kindererziehung) ausdrücken und nicht doch ein guter Kern in ihm steckt. Lange darf man also rätseln warum er so ein harter Hund ist, der freiwillig das Wohngebiet patrouilliert, sein Haus mit allerlei Equipment zur Einbruchsicherheit ausstattet und seine Kinder mit zig Regeln drangsaliert. Grenzen, sowohl im menschlichen Miteinander als auch die örtlichen Grenzen nimmt Abel äußerst wichtig. Eine Zigarettenkippe in seiner Einfahrt oder ein falsch geparktes Auto sind simple Dinge, die ihn schon zur Weißglut bringen können. Sein privater Kleinkrieg gegen das Nachbarehepaar beginnt dabei mit Mitteln, wie man sie erwartet: Das Außenlicht zur Abschreckung von Einbrechern brennt grell in der Nacht und ist auf das gegenüberliegende Schlafzimmer gerichtet, die Klimaanlage wird sabotiert, Reifen aufgeschlitzt und bei der Junggesellenparty eines Kollegen die Musik nachts ordentlich aufgedreht.

Außerdem verursacht er einen Keil zwischen die Eheleute zu treiben, denn deren Beziehung ist durch den unterschiedlichen sozialen Hintergrund nicht ganz so belastbar wie es zunächst scheint. Doch wem glaubt man am Ende, wenn man keine Beweise in den Händen hält ? Einem vertrautem Polizisten, der seit 28 Jahren im Dienst ist oder einem noch unbekannten neu in das Wohngebiet gezogenen Ehepaar ? Die werden mit dem Spruch abgespeist, dass sie sich glücklich schätzen können, dass sie einen Cop als Nachbarn haben. Neil LaBute wurde mit Independent-Filmen (In the Company of Men, Your Friends & Neigbors) und dem schrägen Drama "Nurse Betty" bekannt. Sein letzter Film, das Remake von "Wicker Man" mit Nicolas Cage war aber eine Enttäuschung. In "Lakeview Terrace" stecken gute Ideen, doch manches wirkt zu routiniert und vorhersehbar. Anders als in LaButes früheren Filmen. Ohne den stark aufspielenden Jackson wäre der Film auch schnell vergessen, denn Gegenspieler Patrick Wilson (Hard Candy, 2005) und Kerry Washington (The Last King of Scotland, 2006) vermögen es als Paar des Anstoßes nicht in dem gleichen Maße zu polarisieren, auch wenn man ihnen eheliche Auseinandersetzungen zur Steigerung der Dramaturgie zugesteht. Jackson ist einfach zu dominant, da bleibt den Kollegen wenig Raum für eine starke Vorstellung.

Neil Labute rehabilitiert sich nach dem enttäuschenden "Wicker Man" und liefert mit "Lakeview Terrace" einen ordentlichen Thriller über Rassendiskriminierung ab. Auch wenn die gemächlich fortschreitende Handlung zielstrebig auf ein konventionelles Ende zusteuert ist es die widersprüchliche Figur des Samuel L. Jackson, die das Interesse am Film wach hält.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 07.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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