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1998

Bilder © Warner Bros.
*** Kai Rabe gegen die Vatikankiller
thomas jahn


"Ich habe es mit dem Papst gemacht". Mit diesen einleitenden Worten beginnt Thomas Jahns zweiter Kinofilm nach "Knockin' on Heaven's Door". Ein Mönch (Brion James, Blade Runner) erklärt, daß der Vatikan für die Tode von Marylin Monroe, Jim Morrison, J.F. Kennedy und anderen prominente Zeitgenossen verantwortlich ist (wer hat sich das nicht schon gedacht??!). Dann zieht er ein Messer und ersticht die Frau, die vorgibt unkeuschen Umgang mit dem Papst gehabt zu haben.

Natürlich befinden wir uns, das zeigt schon die Kulisse, bereits im Film im Film, der den Titel "Die Vatikankiller" trägt und mit Superstar Kai Rabe (Steffen Wink, Ex-Schimanski-Assistent) besetzt ist. Im Stil der Edgar-Wallace-Filme (s/w) in Szene gesetzt wird die Hauptdarstellerin des Films in einer dunklen Gasse nach Drehschluß von ihrem Mörder gestellt. Später finden drei Jungs die ausgeweidete Leiche im Wald und werden anschließend von einem Auto überfahren.

Jetzt tritt Kommissar Krüger (Klaus J. Behrendt, ein TATORT-Kommissar) auf den Plan. Er recherchiert im Umfeld des Filmteams, befragt den Produzenten Lütter (Heinz Hoenig, TV-Mehrteiler Der König von St.Pauli), Regisseur Lindner (Udo Jürgens, von der Comedy-Truppe aus RTL Samstag Nacht) und die attraktive Schauspielerin Maria Rall (Sandra Speichert, Der Campus) in die er sich sogleich unsterblich verliebt. Doch weitere Morde folgen und der Kommissar, fasziniert vom Filmgeschehen, tappt im Dunkeln. Die Lösung der Mordfälle ist ohnehin gänzlich Nebensache. Vielmehr werden alle gängigen Klischees und Vorurteile, die man dem Filmbizz zurechnet genüßlich ausgewalzt und überspitzt dargestellt:

* der Hauptdarsteller ist ein Despot, der die Filmcrew schikaniert (z.B. soll das ganze Team bei einer emotional bewegenden Szene den Raum verlassen), ständig besoffen ist (beim Öffnen des prall mit Whiskey-Flaschen gefüllten Kühlschranks erklingt "Halleluja") und während der Drehszenen nur unverständlich lallt (...dann wird eben der Tonmeister gefeuert)
* der Produzent (klasse gespielt von Heinz Hoenig) ist ein eiskalter, profitgeiler Machtmensch, der es sich auch während eines Telefongesprächs gutgehen läßt (Bill Clinton läßt grüssen!!)
* die blonde, aufstrebende Schauspielerin schläft mit dem sexbesessenen Regisseur, weil sie sich davon einen Karriereschub verspricht
* zwei Teenager wollen sich von Kai Rabe, ihrem Idol, entjungfern lassen (...und zahlen einen sehr hohen Preis)

Zudem lauten die wichtigsten Sinnsprüche:
A. Am Set sind alle Feinde und Freunde
B. The Show must go on (so kippt sich Kai Rabe fröhlich mit dem Kommissar, einem Ex-Alkoholiker, erstmal einen hinter die Binde, nachdem er vom Mord seiner Kollegin erfahren hat. Anschließend geht's zum Psychiater.)

"Kai Rabe gegen die Vatikankiller" arbeitet mit vielen Insider-Film- Anspielungen:
1. das Lokal True Romance (gleicher Schriftzug) ist bekannt aus der Anfangssequenz von "Knockin' on Heaven's Door"
2. zwei schwarzgekleidete, sonnenbebrillte Killer , diesmal aus Israel, sorgen für das nötige Dauerfeuer (wieder "Knockin'...")
3. Kai Rabe fährt einen schwarzen Daimler mit dem Kennzeichen "K-AI007"
4. Regisseur Lindner trägt am Set ein T-Shirt mit dem Konterfei von Brandon Lee. In der nächsten Einstellung erschießt Kai Rabe in einer Probeeinstellung einen Schauspielkollegen, da seine Waffe irrtümlich (??!) mit scharfer Munition geladen war (der Amerikaner Brandon Lee kam auf diese Weise beim Dreh von The Crow - Die Krähe ums Leben)
5. das Plakatmotiv von "Pulp Fiction" (Uma Thurman auf dem Bett liegend) wird kopiert.
6. Auch die Filmzeitschrift cinema (mit extra Kai-Rabe Cover-Story) wird von den Protagonisten gelesen
7. im Arbeitsraum des Produzenten steht sowohl die Oscar-Statue als auch E.T. in Lebensgröße

Neben Hoenig, Wink und Speichert geben sich illustre Namen wie Hannelore Elsner, Jan-Josef Liefers ("Knockin'...","Rossini"), Thierry van Werveke (z.Zt. auch im "Eisbär" zu sehen) und Oliver Kalkofe (Kalkofes Mattscheibe auf premiere) ein Stell-Dich-Ein. Bärbel Schäfer (Talkshow-Tante), Roger Willemsen (Ex-Talkmaster), Kai Böcking (Ex-FORMEL-EINS-Moderator), Cherno Jobatey (Moderator von VERSTEHEN SIE SPASS...) und Regisseur Sönke Wortmann (hatte auch in "Knockin..." einen Gastauftritt) halten ebenfalls mal kurz ihre Visage in die Kamera.

Festzustellen ist, daß "Kai Rabe gegen die Vatikankiller" eine mit guten Kamerafahrten ausgestattete, schwarzhumorige Filmsatire ist, die zugleich die 50er und 60er Jahre-Schnulzenfilme persifliert (musikalische Untermalung einiger Szenen mit Songs wie "Sag mir was du willst..." von Peter Kraus) und recht gut unterhält, obwohl nicht so witzig wie DER EISBÄR von Til Schweiger. Wer beim Abspann aber noch sitzenbleibt, der darf sich noch über verpatzte Szenen von Heinz Hoenig & Co. freuen, denn auch ein Rabe tut halt nicht immer das, was das Drehbuch vorschreibt...show must go on. Als besonderes Bonbon zeigt sich der Auftritt von Tito & Tarantula, die Kultrocker aus FROM DUSK TILL DAWN.

Text © Markus Klingbeil
26.11.1998

Kai Rabe gegen die Vatikankiller

D 1998. Farbe. Originalsprache: Deutsch. Länge: 92 min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 26.11.1998 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Thomas Jahn. Buch: Thomas Jahn. Kamera: Piotr Lenar. Schnitt: Andrea Mertens. Musik: Tito Larriva. Darsteller: Steffen Wink, Klaus J. Behrendt, Sandra Speichert, Stefan Jürgens, Heinz Hoenig, Hannelore Elsner, Jan Josef Liefers, Mirco Nontschew, Edgar Selge, Anna Loos, Brion James
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih