Der Knochenjäger (USA 1999) | reviews | thriller

Ein grausamer Leichenfund erschüttert New York. Die Hand des Toten ist verstümmelt. Eine umsichtige Streifenpolizistin (Angelina Jolie) sichert und photographiert den Tatort mit seinen offensichtlich absichtlich hinterlassenen Spuren. Doch das Morddezernat, angeführt von Captain Chainey (Michael Rooker) und Det. Paulie Sellitto (Ed O'Neill) weiss diese nicht einzuordnen.

So bittet man Lincoln Rhyme (Denzel Washington) um Hilfe. Ryhme ist fast am ganzen Körper gelähmt, seit vier Jahren ans Bett gefesselt, doch sein scharfer Verstand arbeitet wie zu seinen besten Tagen. Als Spurensicherer ist er so etwas wie eine Berühmtheit, zudem hat er seine Erfahrungen in mehreren Büchern niedergeschrieben.

Ohne Hilfe anderer Personen, wie seiner Pflegerin Thelma (Queen Latifah), und seinen Hightech-Hilfsmitteln (alles über Spracherkennungsprogramme) ist er nicht lebensfähig. Unvermittelte Zustände von Atemnot quälen ihn. Sein Lebenswille ist nicht mehr sonderlich gross und er plant seinen "Abgang" wie er es nennt.

Der Mordfall aber weckt seine kriminalistisch-detektivische Ader aufs neue. Amelia, die Polizistin, die zuerst am Tatort war soll ihm dabei helfen. Weitere Morde geschehen bei denen den Opfern immer Wunden zugefügt werden, die bis zum Knochen gehen. Die Polizei ist immer zu spät dran, die Morde werden immer grausamer. Während Amelia die Tatorte nach Spuren untersucht, gibt Rhyme ihr per Funk Anweisungen und verlangt unmenschliches von ihr, als sie zwecks Beweissicherung die Hände einer Toten durchsägen soll um an die Handschellen zu gelangen.

Verdächtigungen werden laut, dass ein Polizist der Täter sein könnte, Amelias Bewunderung zu Rhyme wächst stetig. Die Puzzleleidenschaft von Pflegerin Thelma ist es schliesslich, die der Lösung des Falles den entscheidenden Wink gibt.

Kritik

Denzel Washington brilliert in der Rolle des behinderten Polizisten, obwohl er den ganzen Film über im Bett liegt und nur seinen Kopf und zwei Finger bewegen darf. Eindrucksvolle Nahaufnahmen hat man zuletzt nur bei Forest Whitakers Darstellung des "Ghost Dog" gesehen.

Ideale Partnerin ist Newcomerin Angelina Jolie, die im Sommer mit Nicolas Cage im Autoknacker-Thriller "Gone in 60 seconds" zu sehen sein wird. Gewöhnungbedürftig ist dagegen die Darstellung von Ed O'Neill, der sonst immer als Al Bundy in einer "Schrecklich netten Familie" zu sehen ist. Rapperin Queen Latifah ist im Gegensatz zu ihrer Rolle in "Set it off" nun für die leiseren Töne zuständig.

Auf Regisseur Phillip Noyce wurde Hollywood erstmals 1989 aufmerksam als er mit dem Nicole-Kidman-Thriller "Dead Calm -Todesstille" begeisterte. Es folgten Filme mit Harrison Ford (Stunde der Patrioten, Das Kartell) sowie das Sharon-Stone-Vehikel "Sliver". Sein letzter grosser Film "The Saint" war nicht so erfolgreich. In "Bone Collector" setzt Noyce auf dunkle, schaurige Tatorte, die man normalerweise nie aufsuchen würde. Spannend ist's schon, doch leider bekommt der Zuschauer kaum eine Chance sich an der Tätersuche zu beteiligen.

Auch auf das Motiv des Täters - Rache- wird man erst in den Schlussminuten gestossen. Stattdessen will Noyce einen Polizisten dem Publikum zu offensichtlich als Täter hinstellen. Das Schlussgerangel erinnert an das Ende von "Misery". Fazit: Überdurchschnittlicher Killer-Thriller mit guter Besetzung. Doch an Genre-Meisterwerke wie "Sieben" oder "Das Schweigen der Lämmer" reicht "Der Knochenjäger" nicht heran.

[3/5]

Markus Klingbeil. 09.02.2000
Bilder (c) Filmverleih