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1970
Bilder © Blue Underground
*** The forbidden photos
of a lady above suspicion

luciano ercoli


Die schöne Minou (Dagmar Lassander) wird von einem unbekannten Mann bedrängt, der ihren Ehemann, einen sich in finanziellen Nöten befindenden Geschäftsmann, eines Mordes bezichtigt. Um das belastende Tonband zu bekommen lässt sich Minou auf ein gefährliches Spiel ein ....

Ähnlich wie die Figur des Geschäftsmannes im Film befand sich auch das Produktionsstudio von Luciano Ercoli und Alberto Pugliese Ende der 60er in finanziellen Nöten. Die wurden allerdings nicht mit einem Mord gelöst sondern mit einem Script vom erfahrenen Ernesto Gastaldi, der in den 60er Jahren Drehbücher am Fließband schrieb (über 50 in 10 Jahren !) u.a. für Mario Bava, Umberto Lenzi oder Luciano Martino.

Später, in den 70ern lieferte er auch mehrere Drehbücher für Lucianos Bruder Sergio sowie die Vorlage für den populären Terence-Hill-Streifen ‚Nobody ist der Größte' (1975). Ercoli schnitt und produzierte nicht nur ‚Frauen bis zum Wahnsinn gequält' (so der reißerische deutsche Verleihtitel zu ‚The Forbidden Photos ...') sondern nutzte die Chance auch erstmalig Regie zu führen. In den folgenden Jahren tat er dies auch noch u.a. bei den Gialli ‚Death Walks in High Heels' und ‚Death Walks At Midnight'.

Ercolis Regiedebut mag zwar bei der Betrachtung 38 Jahre später von seiner damaligen Brisanz verloren haben, zeigt aber wieder den eleganten Stil, den viele italienische Produktionen der 60er/70er (gerade auch von Mario Bava, Dario Argento und Sergio Martino) breitwandfüllend präsentierten. Die Geschichte an sich wird ruhig erzählt, liefert ein, zwei interessante Wendungen und verlässt sich aber weitgehend auf die Bildsprache. Insbesondere die Ausleuchtung der Szenen verdient zu Recht Lob und ungeteilte Aufmerksamkeit und die beiden Darstellerinnen Nieves Navarro (hier unter dem Namen Susan Scott geführt) und Dagmar Lassander verleihen durch ihr Auftreten und unübersehbarem variabel frisiertem feuerrotem Haarschopf den Szenen die nötige Eleganz und Klasse.

Im Gegensatz zum typischen Giallo mit einem unbekanntem Killer in vorzugsweise schwarzen Handschuhen und hochstilisiert inszenierten Todesarten wird der Eindringling in Minous sorgenfreie Welt nicht maskiert und auch die Gewissheit eines tatsächlichen Mordes wird nicht erbracht. Die Zweifel, die in Minou gesät werden, stempeln aber nicht nur in der Vorstellung der Protagonistin den Ehemann Peter (Pier Paolo Capponi) als Tatverdächtigen ab. Geschickt wird im Verlauf der Geschichte an dieser Theorie gerüttelt, da man Minous Wahrnehmungsfähigkeit, getrübt durch Antidepressiva und Alkohol und nicht nachvollziehbaren Vorkommnissen, anzweifeln muss. Oder steckt vielleicht die verführerische Dominique (Susan Scott), Minous beste Freundin und frühere Bekannte von Peter dahinter ?

Die Wendungen und Unwägbarkeiten sind in der Story gut platziert und durch die angedeutete sadomasochistische Beziehung zwischen Minou und dem Erpresser auch mit einer gehörigen Prise Erotik gewürzt. Im Gegensatz zu manchem exploitativen Thriller der folgenden Jahre beschränkte sich Ercoli auf Andeutungen und vermeidet es nackte Körper frontal großformatig in Szene zu setzen um sich auch Probleme mit der vorherrschenden Zensur zu ersparen. Auch die Gewaltdarstellung ist im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres sehr reduziert. Was dem eleganten Thriller aber fehlt ist Tempo, ein stärkerer dramaturgischer Zug, der unterstützt durch den guten Score von Ennio Morricone den Betrachter mehr mitreißt.

Obwohl der Film nach Veröffentlichung ein Erfolg wurde beschränkte sich Ercoli seitdem nur noch aufs Regie führen (er drehte noch sieben weitere Filme, davon fünf mit Lebenspartnerin Nieves Navarro) und dem gelegentlichen Schreiben von Drehbüchern. Auch Partner Pugliese produzierte nur noch einen weiteren Film und zog sich wie Ercoli 1977 aus dem Geschäft zurück. Die aus Prag stammende Hauptdarstellerin Dagmar Lassander spielte unter anderem unter der Regie von Mario Bava und Lucio Fulci als auch in Riccardo Fredas ‚Die Bestie mit dem feurigen Atem', in Werwolf- und deutschen Aufklärungsfilmen sowie später auch in der Kultserie ‚Allein gegen die Mafia'. Der arbeitsfleißige spanische Kameramann Alejandro Ulloa dreht in seiner langen von 1949 bis 1990 andauernden Karriere u.a. Filme mit Jess Franco, Lucio Fulci, Paul Naschy, Sergio Corbucci oder Enzo G. Castellari.

DVD (Blue Underground, NTSC, Code 0)

Blue Underground präsentiert das Filmmaterial ohne nennenswerte Störfaktoren. Das Bild gibt es im anamorphen Format (1:2.35), als Ton steht nur der in englischer Sprache in mono zur Verfügung (gut verständlich). Untertitel gibt es keine. Die Extras sind spärlich aber interessant. Neben dem original englischsprachigen Kinotrailer in anamorpher Abtastung (1:2.35) gibt es ein Interview mit Drehbuchschreiber Ernesto Gastaldi (9 min) in dem dieser kurz von seinen eigenen Erfahrungen im Filmgeschäft und denen beim Dreh zu ‚The Forbidden Photos ....' erzählt. Über den Verbleib von Ercoli heute weiß auch Gastaldi nichts. Das Interview als auch die DVD wurden 2006 produziert.

Luciano Ercolis Regiedebut ist mehr stylischer Erotikthriller als traditioneller Giallo und besticht vorwiegend durch die gute Ausnutzung des Cinemascope-Formates und einer exzellenten Ausleuchtung und Gestaltung der einzelnen Szenen. Damals durch seine sexuellen Anspielungen noch ein Aufreger wirkt der Film heute nach fast 40 Jahren zahm und auch dramaturgisch etwas langsam. Doch ein Plot mit einigen interessanten Wendungen und vor allem der tollen Optik machen den Film zwar nicht zum Klassiker aber dennoch sehenswert.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 06.07.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih