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2015

Bilder © Universum Film
**** Green Room
jeremy saulnier


Eine erfolglose Punkrock-Band tingelt durchs amerikanische Land und strandet im Clubhaus einer Neonazi-Gruppe. Dort machen sie eine Entdeckung, die sie Kopf und Kragen kosten könnte – wenn sie nicht rechtzeitig entkommen können.

Mit dem intensiven Independent-Rachedrama „Blue Ruin“ hat Regisseur Jeremy Saulnier 2013 auf diversen Festivals punkten können. Seinen Hauptdarsteller Macon Blair hat er auch in seinem neuen Film besetzt. Bei „Green Room“ spielen allerdings junge Hollwoodstars die Hauptrollen, angeführt von Anton Yelchin (bekannt aus den neuen Star-Trek-Kinofilmen in der Rolle des Chekov) und Imogen Poots (Broadway Therapy, Need for Speed). Beide standen schon gemeinsam 2011 für das Fright-Night-Remake vor der Kamera. Yelchin spielt hier den Lead-Sänger einer Punkrock-Band, die für ihre Kunst lebt, kaum Geld in den Taschen und mit Social-Media nichts am Hut hat. Mehr schlecht als recht tourt man durch die Lande, geplatzte Gigs sind ziemlich ärgerlich, da wird dann schon mal Benzin von anderen Vehikeln geklaut um die nächsten Kilometer mit dem klapprigen Bandbus zu schaffen. Kurzfristig ergibt sich doch noch ein (mies bezahlter) Auftritt in einem abgelegenen Clubhaus. Dass sie vor grölenden Neo-Nazis auftreten und die aus Prinzip erst einmal kräftig mit den Songtexten beleidigt werden müssen ist gar nicht mal das Problem. Die tote Frau mit Messer im Kopf ist das Problem. Sie liegt im Band-Warteraum und nur durch Zufall bekommt Pat (Yelchin) sie zu sehen. Der erste Impuls ist der Anruf bei den Cops doch die Hausherren finden das gar nicht gut.

Saulnier, der auch das Drehbuch geschrieben hat, zeigt mit diesem Horrorthriller, dass „Blue Ruin“ keine Eintagsfliege war und er Spannungskino auch auf engem Raum inszenieren kann. Denn unversehens sitzen die Musiker in der Falle, verschanzen sich ängstlich im Warteraum und realisieren erst allmählich, dass es hier ohne Blutvergießen nicht enden wird. Ein ungleiches Duell, lauert doch draußen eine Horde williger White-Power-Skinheads, die bereit sind jeden einzelnen Zeugen in Stücke zu schneiden, zu erschießen und den abgerichteten Kampfhunden zum Fraß vorzuwerfen (hier spricht man dann auch Deutsch mit dem Hund: „Fass!“). Dass man für die Rolle des gnadenlos-listigen Anführers der Nazi-Bruderschaft zudem Patrick Stewart (Star Treks Cpt. Picard; X-Men's Professor X) verpflichtet hat ist ein besonderer Coup. Den 75-jährigen Brite in einer Schurkenrolle zu sehen, wie er versucht mit Zuckerbrot und Peitsche sein Ziel zu erreichen hat seinen ganz eigenen Reiz. Doch psychologische Kriegsführung ist nicht alles und Saulnier scheut sich nicht Gewaltakte in all ihren drastischen Ausführungen zu zeigen. Das ist mehr als der Gelegenheits-Thrill aber weniger als Hardcore-Splatter, vielmehr das Resultat aus blinder Folgsamkeit und mutigem Überlebenskampf. Inklusive fieser Überraschungen.

Spannend, gut besetzt und inhaltlich durchgängig unterhaltsam. Jeremy Saulnier liefert mit seinem dritten Spielfilm einen blutigen, alptraumhaften Konzertausflug ab.

Text © Markus Klingbeil
02.05.2016


Green Room

USA 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 95 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 29.04.2016 (US) 02.06.2016 (D). Budget: n/a Regie: Jeremy Saulnier. Drehbuch:Jeremy Saulnier. Kamera: Sean Porter. Schnitt: Julia Bloch. Musik: Brooke Blair, Will Blair. Darsteller: Anton Yelchin, Imogen Poots, Patrick Stewart, Alia Shawkat, Macon Blair, Joe Cole, Callum Turner, David W. Thompson, Mark Webber, Eric Edelstein.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih