Ghost Dog (Forest Whitaker, Species, The Crying Game) ist ein Killer, ein sehr präziser, schneller Killer. Das mag nichts ungewöhnliches sein. Ungewöhnlich wird es erst, wenn man erfährt, wie er lebt, wie er mit seinen Auftraggebern kommuniziert, wann er bezahlt wird und wie seine Lebensphilosophie aussieht. Seitdem Ghost Dog von Mafioso Louie aus einer brenzligen Lage befreit wurde, fühlt er sich ihm verpflichtet. Ghost Dog lebt nach dem Kodex der Samurai, er liest sehr viel und widmet sich mit Hingabe seinen Tauben.

Seit eingen Jahren bekommt Ghost Dog nun also Aufträge von Louie, die er auch äusserst zufriedenstellend erledigt. Gesehen hat Louie Ghost Dog schon seit langem nicht mehr. Eine Brieftaube übermittelt nämlich die Aufträge. Louie weiss nicht einmal wo Ghost Dog lebt. Beim letzten Aufrag sind Louies Bosse aber unzufrieden und erteilen Louie den Auftrag Ghost Dog zu töten. Louie aber warnt Ghost Dog und dieser startet seinen Rachefeldzug, da die Mafiosi selbst vor den Tauben keinen Halt machen.

Hört man die Geschichte vom Einzelgänger-Killer so drängt sich einem unweigerlich Luc Bessons "Leon - Der Profi" auf. Und gewisse Parallelen sind auch auszumachen (z.B. das Verhältnis zwischen Killer und Mädchen). Im Gegensatz zu Besson verzichtet Jarmusch aber auf hochexplosive Szenen. Stattdessen steht hier Langsamkeit auf dem Programm. Jedenfalls solange bis Ghost Dog seine mit Schalldämpfer bestückten Knarren zieht. Jarmusch gönnt seinem Star viele beeindruckende Nahaufnahmen. Gewalt kommt plötzlich und unvermittelt und ist ebenso schnell erledigt.

Auch an Witz wurde nicht gespart, z.B. wenn sich die Altherren-Mafiosi darüber aufregen, dass eine Taube zur Kommunikation mit dem Killer dient oder wenn ebenso schwerfällige, beleibte Mafia-Laufburschen schier zusammenbrechen, wenn sie die Treppenstufen zu Ghost Dogs Behausung auf dem Dach eines Hochhauses in Jersey City besteigen. Auch vermasselt dem naturliebenden Ghost Dog ein Vogel zunächst den Schuss, indem dieser sich auf das Gewehr setzt. Grotesk mutet es zudem an, wenn Obermafioso Vargo ständig Zeichentrickfilme, selbst im Wagen, sieht. Einen Freund gesteht Jarmusch dann aber doch seinem Protagonisten zu: einen Eisverkäufer namens Raymond, der aus Haiti kommt und nur französisch spricht. Obwohl sie sich auf sprachlicher Ebene nicht verstehen, wissen sie doch immer, zur Freude des Zuschauers, was der andere meint. Ein Hund taucht übrigens auch manchmal wie aus dem Nichts auf.

Jim Jarmuschs erster Film seit "Dead Man" hat neben sehr guten Darstellern, toller Kamera und guter Story auch einen hervorragenden Rap-Soundtrack vorzuweisen. Denn das erste, was Ghost Dog tut, nachdem er mit seinem High-Tech-Equipment ein Auto geknackt hat ist: er legt erstmal seine Lieblings-CD ein!