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2013

Bilder © Warner Bros.
*** Frau Ella
markus goller


Als Taxifahrer Sascha erfährt, dass er (ungeplant) seine Freundin Lina geschwängert hat baut er im Moment einer Unkonzentriertheit im Straßenverkehr einen Unfall und findet sich bald darauf im Krankenhaus wieder. Dort wacht er neben der Rentnerin Ella auf, die sein Leben zusätzlich auf den Kopf stellt.

Es gibt nur wenige deutsche Schauspieler, die stetig mit ihren Filmen ein Millionenpublikum ins Kino locken. Til Schweiger gehört dabei an erster Stelle genannt doch auch ein Matthias Schweighöfer hat mit seinen letzten Filmen bewiesen, dass er weiß was das deutsche Publikum von ihm erwartet. Den lustig-netten Chaoten, der sich oft mit der Liebe und deren Schwierigkeiten herumschlägt und dem man daher jeden verzweifelten Quatsch verzeiht. Ob seine beiden Regiearbeiten (What A Man, Schlussmacher), „Rubbeldiekatz“ von Detlev Buck oder „Friendship“ - jeweils mindestens 1.5 Mio. Zuschauer wollten sehen was Schweighöfer als Hauptattraktion zu bieten hat. Mit Regisseur Markus Goller hat er sich nun nach 2010 („Friendship“) erneut zusammengetan um einen Roman von Florian Beckerhoff zu verfilmen. Darin trifft ein 30-jähriger Bursche, der seine Karriere als Arzt weggeworfen hat und sich jetzt als Taxifahrer unter Wert verkauft auf eine rüstige 87-Jährige, die noch die einen oder anderen Lebenstipps auf Lager hat.

Sunnyboy Schweighöfer meets Ruth-Maria Kubitschek, ein bekanntes Fernsehgesicht (u.a. diverse Serien wie Monaco Franze, Kir Royal und Das Erbe der Guldenburgs), und gemeinsam entfliehen sie der Klinik um nach Paris auszubüchsen. Statt einer riskanten Augen-OP für Ella also Saschas Flucht vor der Verantwortung im komfortablen Deckmantel des Roadtrips zur verlorenen Liebe Ellas aus dem frühen Nachkriegsdeutschland. Ein schwarzer GI wird gesucht und Kumpel Klaus (amüsant: August Diehl, Die Fälscher), ein hoffnungsloser Romantiker und allzu willig die große Liebe zu finden, stellt seine Cabrio-Retrokutsche zur Verfügung damit das Trio das spontane Abenteuer durchführen kann. Sympathisch sind die beiden jungen Hüpfer und flott startet die Geschichte auch, doch bei aller Leichtigkeit wirkt die Figur der Ella etwas zu künstlich und vom Leben entfremdet. Von Döner Kebab hat sie vorher nie was gehört findet das Gericht aber lecker, ihre Entführung aus dem Krankenhaus (sie war ausgeknockt durch Beruhigungsmittel) nimmt die einsame Seele anstandslos hin, vermutlich weil kein böser Bube mit ihr zuvor Melissengeist geschlürft hätte.

Der Wohlfühlcharakter dieses Generationenclash ist bestimmend in dieser Romanverfilmung, die vorwiegend locker daherkommt. Hartes Konfliktpotential entsteht nicht. Mindestens ein Stolperstein muss aber schon her. Wenn sich Sascha und Klaus wie Kleinkinder um die „Omi für die Woche“streiten, weil irgendwie beiden die Warmherzigkeit der alten Dame zum Teilen zu kostbar ist. Die Vorhersehbarkeit ist leider ein nicht abzuschüttelnder Begleitfaktor der Inszenierung und der Kitsch erreicht seinen Höhepunkt, wenn Frau Kubitschek hoffnungsfroh unter Sonnenstrahlen im französischen Zielort durchs Gras schlendert. Die Romantiker hoffen dabei aufs Happy-End für die alte Dame und vergessen dabei hoffentlich nicht, dass auch Schweighöfer noch über seinen Schatten springen müsste und seiner schwangeren Freundin (Anna Bederke in einem völlig unterforderten Nebenrollenauftritt) das Strahlen in die Augen zurückbringen sollte.

Wenn Alt auf Jung trifft hat das trotz manch störender Sentimentalität und fehlender Bissigkeit durchaus seine Unterhaltungsqualitäten. Aber ob sich für „Frau Ella“ der Weg ins Kino lohnt ? Da muss man wohl den Schweighöfer sehr mögen.

Text © Markus Klingbeil
23.10.2013

Frau Ella

D 2013. Farbe. Originalsprache: Deutsch. Länge: 105 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 17.10.2013 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Markus Goller. Drehbuch: Dirk Ahner. Romanvorlage: Florian Beckerhoff.Kamera: Ueli Steiger. Schnitt: Simon Gstöttmayr, Markus Goller. Musik: Martin Probst. Darsteller: Matthias Schweighöfer, Ruth-Maria Kubitschek, August Diehl, Anna Bederke, Anatole Taubman.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih