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1956
Bilder © 20th Century Fox
**** Die Furchtlosen
robert d. webb


Marshall Cass Silver (Robert Ryan) schwant Böses als ein unliebsamer Bekannter aus der Vergangenheit ein Casino im Städtchen Flat Rock aufmacht. Silver schwört diesmal nicht kleinbeizugeben.

Regisseur Robert D. Webb mag einigen Filmfans ein Begriff sein, weil er 1956 den ersten Elvis-Presley-Film drehte. Das war damals ein Westernmelodram mit dem Titel "Pulverdampf und heiße Lieder". Zuvor hatte Webb allerdings schon zwei Genrefilme um Cowboys und Indianer gedreht - "Die weiße Feder" mit Robert Wagner (und Indianern) und eben "Die Furchtlosen" mit Robert Ryan (aber ohne Indianer). Ryan (The Wild Bunch) hatte schon drei Jahre zuvor als Widersacher von James Stewart in Anthony Manns "Nackte Gewalt" eine gute Figur abgegeben und auch als Mann des Gesetzes zeigt er seine darstellerischen Qualitäten. Als Cass Silver kommt ihm das Wiedersehen mit dem skrupellosen Geschäftsmann John Barrett (Robert Middleton, Lockende Versuchung), der sich zynischerweise "ehrlicher John" nennt, wie ein böser, wiederkehrender Albtraum vor. Wegen Barrett hat er damals Kansas City verlassen und seitdem haftet ihm der Ruf des schiessgeilen Feiglings an, der unbewaffnete Männer umlegt.

Ein Konfliktherd reicht aber in dieser nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg angesiedelten Geschichte nicht aus. Mit dem Auftauchen der ersten Viehtreiber aus Texas und dem Ausbau der Eisenbahnverbindungen kommen nicht nur viel mehr zahlungskräftige Menschen nach Flat Rock (wovon jeder profitieren will) sondern auch jede Menge Besitzer von lockersitzenden Schiesseisen. Neben den Scharfschützen im Dienste von Barrett taucht auch ein junger, zorniger Mann auf der Bildfläche auf, der sich als Sohn eines von Marshall Silver getöteten Halunkens vorstellt und dessen Rachegelüste sich unübersehbar in seinem Auftreten widerspiegeln. Er werde noch eine Weile bleiben, wegen einer unerledigten Sache. Jeffrey Hunter (zuvor als Indianer Little Dog in "Die weiße Feder" zu sehen) übernimmt die Rolle dieses Hitzkopfs, der erst lernen muss zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden und vor allem wem er Vertrauen kann und wem nicht. In punkto Leinwandpräsenz kann der 30-jährige Hunter, der sich ein Jahr später an der Seite von John Wayne in "Der schwarze Falke" behaupten musste, zwar nicht mit seinen erfahreneren Kollegen konkurrieren, müht sich aber redlich einen ordentlichen Eindruck zu hinterlassen.

Hunters Gunslinger ist auch die am schwersten einzuschätzende Figur, denn auch wenn er zwischenzeitlich auf Schmusekurs mit Robert Ryan geht, der ihm nach einer Schussverletzung wieder auf die Beine hilft, ihm sogar einen Job als Aufpasser im örtlichen Gefängnis gibt, funkelt doch immer wieder der Hass auf den Marshall in seinen Augen. Der Stolz ist verletzt, der Vater, mag er noch so ein übler Bursche gewesen sein, muss gerächt werden. Der amerikanische Originaltitel des Films lautet nicht umsonst "The Proud Ones", denn auch der Sheriff knabbert noch an seiner damaligen Entscheidung Kansas City verlassen zu haben. Dass diese Entscheidung mit einer Frau zu tun gehabt hat, seiner Verlobten Sally (Virginia Mayo, Des Königs Admiral), kristallisiert sich erst im Laufe der Handlung heraus. Für die ist die erneute Konfrontation mit Barrett und seinen Schergen mit dem Risiko eines tödlichen Ausgangs für ihren Geliebten die falsche Art mit verletztem Stolz umzugehen. Interessanter wir die Sache auch dadurch, dass Marshall Silver schon bei der ersten Inspektion des neuen Spielcasinos bei einem Feuergefecht eine Schussverletzung am Kopf erleidet und fortan mit visuellen Aussetzern zu kämpfen hat. Das verschweigt er aber.

Actionreich ist der Film nicht (bis auf eine intensive Schlussviertelstunde), fulminante Verfolgungsjagden zu Pferde sucht man vergebens, fast alle Szenen spielen sich in den Straßen der Stadt und den elementaren Begegnungsstätten des Westerngenres ab (Saloon, Gefängnis). Regisseur Webb lässt seinen Charakteren Zeit sich zu entwickeln und vertraut auf seine bis in die Nebenrollen gut besetzten Akteure. Mit dabei auch Arthur O'Connell (Cimarron, Der Mann aus dem Westen) als Deputy, dessen Gedanken mehr bei der schwangeren Ehefrau sind und der mit der zusätzlichen Verantwortung schwer zurecht kommt sowie der aus zahlreichen Western bekannte Walter Brennan ( Über den Todespass, Rio Bravo, Panik am roten Fluß) als väterlicher Hilfssheriff, der bei all dem Druck stets die Ruhe bewahrt. Als Schurke wirkt Robert Middleton etwas blass, weil das Drehbuch seinen angeheuerten Killern fast mehr Spielzeit gönnt als ihm selbst und er dadurch als gelackter Durchschnittstyp kaum in Erinnerung bleiben wird.

DVD (20th Century Fox, RC1, NTSC, 94 min)

Fox liefert den Film als US-Import-DVD in der Vollbild- als auch in der Cinemascope-Fassung (2.35:1, anamorph). Die DVD ist ein Flipper mit A- und B-Seite. Weder an Bild noch am dynamischen, englischen 4.0 Surround-Ton ist etwas auszusetzen (der Sound-Mix für die Kinoauswertung war 4-Track-Stereo). Optimal wäre natürlich ein etwas schärferes Bild aber für einen Film aus dem Jahre 1956 ist man mit dieser Präsentation schon sehr gut bedient. Keine Bildverschmutzungen oder Laufstreifen und auch beim Ton sind keine Brüche bemerkbar. Englische Untertitel (für Schwerhörige) gibt es auch (des weiteren auch Synchronfassungen in Mono: spanisch, französisch, UT auch in spanisch). Als Extras liegen vier Trailer vor (The Proud Ones, The Culpepper Cattle Co., The Tall Men, Yellow Sky), die alle deutliche Alters- und Gebrauchsspuren aufweisen.

Spannender Western, der sich ruhig entwickelt und vor allem durch die Performance von Robert Ryan als angeschlagenem Marshall überzeugt.

Text © Markus Klingbeil
24.07.2011

Die Furchtlosen

(The Proud Ones)

USA 1956. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 94 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: Mai 1956 (USA) 20.07.1956 (D). Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Robert D. Webb. Romanvorlage: Verne Athanas. Screenplay: Edmund H. North, Joseph Petracca. Kamera: Lucien Ballard. Schnitt: Hugh S. Fowler. Musik: Lionel Newman. Darsteller:Robert Ryan, Virginia Mayo, Jeffrey Hunter, Robert Middleton, Walter Brennan, Arthur O'Connell, Ken Clark, Rodolfo Acosta, George Mathews, Fay Roope, Edward Platt.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih