Home || Suchen || Aktuell || Kritiken || Festival & Co. || Coole Köpfe || Medien || Downloads || Links || Sitemap
Filmwahl > 0-9 | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z

 
1970
Bilder © Blue Underground
*** The Bird with the Crystal Plumage
dario argento


Der amerikanische Buchautor Sam Dalmas (Tony Musante) wird kurz vor seiner Abreise aus Rom Zeuge eines versuchten Mordes. Kommissar Morosini (Enrico Maria Salerno) glaubt noch mehr Infos von Dalmas zu bekommen und behält erstmal dessen Pass ein. Dalmas Neugier ist geweckt und er ermittelt auf eigene Faust um den vermeintlichen Serienkiller zu fassen.

‚Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe' (so der deutsche Titel) markiert das Regiedebut des italienischen Kultfilmers Argento, der sich diesmal nicht nur aufs Schreiben der Geschichte beschränkt. Der damals 30jährige Argento hatte in den drei Jahren zuvor schon einige Drehbücher zu Filmen verfasst, die Erfolge waren (z.B. ‚Spiel mir das Lied vom Tod, 1968). Zwar war Terence Young (Warte, bis es dunkel wird, 1967; James Bond 007 jagt Dr.No, 1962) für die Regie im Gespräch, aber sicher nicht zuletzt dem Einfluss von Argentos Vater Salvatore, der den Film auch produzierte, ist es zu verdanken, dass Dario Argento seine Chance bekam. Im Gegensatz zu Argentos späteren Werken ist ‚The Bird with the Crystal Plumage' aber weit weniger explizit beim zur Schaustellen von Gewalt und Sexualität. Stattdessen gilt die Hauptaufmerksamkeit der Suche des per Zufall in die Mordserie verwickelten Autors, der nach und nach Hinweise sammelt. Interessanterweise ist die Polizei für diese Eigeninitiative äußerst dankbar und unterstützt sogar dessen Alleingänge.

Hauptdarsteller Tony Musante, ein Amerikaner aus Bridgeport, Connecticut, war dabei nicht Argentos eigene Wahl sondern von Produzentenseite gewünscht, da durch seine Auftritte in diversen italienischen Filmen dem Publikum schon bekannt. Als neugieriger, sich selbst von Attentaten auf sein Leben nicht abschreckender Autor, spielt er seine Rolle auch gut. Zuletzt war Musante in James Grays ‚Helden der Nacht' zu sehen. Die 60er als Dekade der internationalen Co-Produktionen sind auch hier noch sicht- und spürbar, denn mit den Deutschen Eva Renzi, Mario Adorf und Werner Peters (bekannt aus diversen Edgar Wallace-Filmen) sowie der Engländerin Suzy Kendall (Torso) präsentiert sich eine damals typische internationale Besetzung. Allerdings sind den deutschen Darstellern nur z.T. sehr kleine Nebenrollen vergönnt, da Musante, Kendall - sie spielt die Freundin Musantes - und Salerno den Film tragen. Renzi wollte zu der Zeit ursprünglich mit Orson Welles den Film ‚House of Cards' drehen, doch ihrem frisch angetrauten Ehemann Paul Hubschmid gefiel das Drehbuch überhaupt nicht und ihm zuliebe stieg sie aus dem Projekt aus. Stattdessen übernahm sie eine Rolle in Argentos Film und vergab mit ihrer Entscheidung eine möglicherweise große Schauspielkarriere, die so hoffnungsvoll begann.

Typische Trademarks Argentos wie die subjektive Kamera und ein ganz in schwarz gekleideter Killer mit übergestreiften schwarzen Handschuhen (Argento selbst wirft sich in Schale und spielt in manchen Szenen höchstpersönlich das Double des Killers ) werden in diesem Debutfilm gleich manifestiert obgleich die Darstellung der Morde hier noch weniger Schockpotential haben, da sich die Kamera nicht an Einstichwunden weidet. Eine geschickte Schnittfolge suggeriert dem Betrachter aber insbesondere in einer Szene, als eine junge Frau in ihrem Bett liegend vom Mörder überrascht wird, mehr gesehen zu haben als wirklich zu sehen war. Unterstrichen werden diese spannungsfördernden Sequenzen vom guten Score von Ennio Morricone, der später noch in einigen Filmen von Dario Argento für die Musik sorgte. So manche logische Ungereimtheiten im Drehbuch kann das aber nicht überdecken. Auch wenn der Film dem Genre des Murder Mystery Thrillers oder auch ‚Giallo' genannt international die Türen öffnete und dank wachsender Popularität in den folgenden Jahren einen Schwung solcher Filme unterschiedlicher Qualität auf den Markt spülte gibt es aber doch Meinungen, die Mario Bava (The Girl Who knew too much, 1963) und nicht Argento als eigentlichen ‚Erfinder' des Giallos nennen (Giallo = ital. für gelb; Farbe des Einbands damaliger Kriminalromane).

In Deutschland wurde ‚Das Geheimnis ....' als Wallace-Film vermarktet. Die Inspiration fürs Drehbuch holte sich Argento allerdings vom Roman ‚Screaming Mimi' (1949) von Frederic Brown. Die erste Verfilmung (noch in s/w) mit Anita Ekberg gab es 1958. Mit ‚The Cat o' Nine Tails und 'The Four Velvet Flies' komplettierte Argento in den Folgejahren seine Animal-Trilogie.

DVD (Blue Underground, NTSC, codefrei)

Im Gegensatz zur deutschen DVD von Polyband von 2002 bekommt man mit der US-DVD aus dem Jahre 2005 neben einem sauber im Originalformat (2.35:1) anamorph abgetasteten Bild auch diverse Tonspuren in italienisch (DD 5.1 / DD 2.0 / mono) und englisch (DD 5.1 / 6.1 DTS-ES / DD 2.0 / mono) zur Auswahl. Die Tonspuren kann man allerdings nicht während des Films wechseln; dazu muss man erst ins Menu zurück. Die englischen Untertitel (in gelb!) sind optional und gut lesbar. Außerdem wartet Disc 1 noch mit einem munteren, äußerst informativen Audiokommentar von Alan Jones und Kim Newman auf. Jones hat sich gründlich mit der Karriere von Argento beschäftigt und ein empfehlenswertes Buch zum Maestro des Horrors herausgebracht (Profundo Argento, Fab Press). Desweiteren gibt es zwei Trailer (international/ italienisch) plus TV-Spots zu sehen. Auf Disc 2 gibt's Interviews satt:
mit Regisseur Dario Argento (Out of the Shadows, 18 min, 1.78:1 anamorph),
mit dem Komponisten Ennio Morricone (The Music of Murder, 8 min, 1.78:1 anamorph),
mit dem Kameramann Vittorio Storaro (Painting with Darkness, 10 min, 1.78:1 anamorph),
mit der 2005 verstorbenen Schauspielerin Eva Renzi (Eva's Talking, 12 min, 1.78:1 anamorph).

Was man erfährt ...
  • Ein selbstbewusster Argento spricht über seine Jugend im Elternhaus, seine ersten Berührungspunkte mit dem Medium Film, mit welchen Schwierigkeiten er sich bei seinem Debutfilm herumärgern musste (Produzent Goffredo Lombardo wollte Argento sogar während der Dreharbeiten feuern, weil er das bisher gedrehte Material als für zu schlecht befand) und gibt Auskunft über das Verhältnis zum damaligen Team (Cast/Crew).
  • Morricone, der für über 400 Filme die Musik komponiert hat, gibt neben seinen Erfahrungen mit Argento und die besondere Herangehensweise an dessen Filme auch Einblicke in seine Seele preis und warum er Johann Sebastian Bach bewundert.
  • Storaro, damals auch erst am Anfang seiner bis heute andauernden Karriere (über die Jahre häufige Zusammenarbeit mit Bernardo Bertolucci), berichtet von der Zusammenarbeit mit Argento bei seinem ersten Farbfilm, über die Arbeit des Kameramannes früher und heute und die Bedeutung von Close-Ups. ‚Das Geheimnis ...' ist bis heute die einzige Zusammenarbeit Storaros mit Argento.
  • Renzi erläutert freimütig die Fehler ihrer Vergangenheit und wie ihr Auftritt in ‚Das Geheimnis ...' quasi ihre vielversprechende Karriere abrupt beendete. Während sie über Argento nur positives berichtet zieht sie zum Abschluss des Interviews noch über Klaus Kinski (!) her, mit dem sie zusammen in dem Kriegsfilm ‚Spezialkommando Wildgänse' spielte.
Blue Underground hat wie so oft schon auch diesmal wieder eine gelungene DVD-Veröffentlichung für einen Genrefilm vorzuweisen, die die Polyband-Variante (mit Film im falschen Bildformat, ohne Extras und als gekürzte Version!) ohne Probleme in den Schatten stellt. Der Film wurde ausserdem in der ‚Bryan Edgar Wallace Collection 3' veröffentlicht, doch auch hier scheint außer dem korrekten Bildformat nicht wirklich viel Grund zur Freude vorzuliegen.

Dario Argentos Regiedebut ist ein interessanter Beitrag zum Genre des Murder-Mystery, der Argentos Potential andeutet, welches er später mit weitaus drastischeren Stilmitteln in künstlerisch als auch optisch gereifteren Filmen wie ‚Suspiria (1977) oder ‚Tenebrae (1982)' voll entfaltete. Inhaltlich und in der Ausführung zwar nicht durchgängig packend erzählt ist ‚Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe' trotz allem ein solider Thriller, der aus heutiger Sicht wegen seiner fast gewaltzahmen Art ein idealer Einstiegsfilm in die Filme von Dario Argento ist.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 11.05.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
Suchen || FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih