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1988
Bilder © Mega Star
**** The Big Heat
johnnie to, andrew kam


Polizeiinspektor Waipong Wong (Waise Lee) will eigentlich den Dienst quittieren, weil eine Nervenerkrankung die Funktionsfähigkeit seiner rechten Hand einschränkt. Doch als er vom Mord an seinem früheren Kollegen und Freund erfährt schiebt er alle Pläne beiseite und widmet sich mit Hingabe diesem letzten Fall.

Johnnie To hat sich in den 90ern vor allem einen Namen als Regisseur und Produzent von eleganten Gangsterfilmen und massentauglichen Komödien gemacht, die aus der Kreativschmiede seiner Firma Milkyway Image stammen. In den 80ern hatte sich To bereits an verschiedenen Genres versucht, z.B. in seinem Regiedebut ‚The Enigmatic Case' (1980) an Martial-Arts, in ‚Happy Ghost 3' (1986), ‚Seven Years Itch' (1987) und ‚Eight Happiness' (1988) an Komödien. Mit ‚The Big Heat' enstand dann 1988 sein erster Ausflug ins Cop-/Gangstermilieu und das Resultat ist ein actionreicher, grimmiger Bloodshed-Streifen, der wie viele Gangsterfilme der 80er knallhart und zügig zur Sache kommt.

Liest man in den Credits die an der Produktion beteiligten Namen, dann braucht man sich auch nicht wundern, denn mit Gordan Chan und Tsui Hark sind zwei Actionspezialisten mit an Bord. Chan, der hier das Script beisteuert, ist selbst Produzent und Regisseur und in dessen Vita finden sich Werke wie ‚Fist of Legend' (1994) und ‚Beast Cops' (1998). Tsui Hark ist das Multitalent des Hong Kong Films schlechthin. So produzierte er nicht nur berühmte Filmreihen (Chinese Ghost Story', ‚A better tommorrow', ‚Once Upon A time in China) sondern führt regelmäßig selbst Regie, schreibt Drehbücher und tritt als Darsteller in Nebenrollen auf. Die Konstellation ist also vielversprechend zudem mit David Wu noch ein Meister am Schneidepult sitzt, der dafür sorgt dass das Tempo an den richtigen Stellen stimmt.

Wie angedeutet, die Erwartungen werden nicht enttäuscht, wird die Geschichte des Cops, der noch eine Schuld begleichen will, kurz und bündig auf den Weg gebracht und mit ereignisreichen Szenen vorangetrieben. Es brennen sich die üblen Gangstermethoden sprichwörtlich ins Bewusstsein und man übersieht nicht, dass der Umgang mit der schnellfeuernden Automatikwaffe zum vertrauten Alltag eines jeden sonnenbebrillten Handlangers gehört. Da der Film in den 80ern spielt sind die Themen Polizeikorruption und die Ohnmacht der ‚sauberen' Cops gegen kriminelle Banden zu bestehen zwei wichtige Themen des Films. Aus einigen politischen Andeutungen liest man heraus, dass die Gangster im Hinblick auf die anstehende Übergabe Hong Kongs an China noch ihren ‚Schnitt' machen wollen, sprich schmuggeln und dealen was das Zeug hält. Bei den Briten geht das wohl noch, aber wenn die erst mal weg sind ... Auch wirkt die Polizei mit ihren 6-Schuß-Revolvern antiquiert, ja fast schon desolat - im Gegensatz zum Waffenarsenal der Gangster (Maschinengewehre u.a. Schnellfeuerwaffen).

Da stellt sich dann wieder die Moralfrage wie weit ein Polizist die Regeln des Gesetzes zu seinen Gunsten auslegen darf und Waise Lee als Cop mit halb-funktionsfähiger Hand opfert mehr seines Privatlebens als es ihm lieb ist. Dass gute Cops zu schmutzigen Mitteln greifen ist ein vertrautes dramaturgisches Mittel und hier wirkt es auch noch halbwegs nachvollziehbar, da Waise Lee nicht als Supercop chargiert. Kompromisslos geht's aber dennoch zur Sache wobei bei all den Einschusslöchern und abgetrennten Körperteilen wenig Zeit bleibt für großartige Hintergrundinformationen zu den Protagonisten. Über Bösewicht Han (Chu Kong) z.B. werden kaum Details preisgegeben, doch ist die mit stolzer Brust getragene Überheblichkeit und ein hinterhältig-charmantes Lächeln immerhin etwas was die Figur auszeichnet.

Die zwei romantischen Nebenstränge zwischen Cop Waise Lee und seiner Verlobten sowie dem Neuzugang aus einer anderen Abteilung und einer Krankenschwester werden nicht sonderlich breit ausgetreten, sondern dienen im Endeffekt zur Zündung der finalen dramaturgischen Ereignisse, die sich in einem fulminanten blutdurchtränkten Showdown freisetzen. Über den in vielen Szenen präsenten Cop aus Malaysia, der zur Unterstützung des Hong Kong Police Departments angereist ist, erfährt man wenig, außer dass er nie die Sonnenbrille abnimmt und ein guter Schütze ist. Phillip Kwok, der besondere Aufmerksamkeit erlangte durch seine Augenklappe-Bösewicht-Rolle in John Woos ‚Hard Boiled' (1992) zeigt in einigen wenigen Szenen seine körperliche Fitness - neben Schauspieler ist er außerdem noch Stunt-Choreograph. Für einen Faustkampf ist hier aber kaum Zeit, die hat er aber, wenn auch nur kurz, für seine Mutter. Joey Wang spielt die erwähnte unterstützende Rolle als Krankenschwester. Sie wurde ein Jahr zuvor bekannt durch ‚A Chinese Ghost Story'.

Waise Lee war zum Zeitpunkt des Drehs noch nicht lange im Geschäft - seine Rolle als hinterhältiger Gangster in ‚A better Tomorrow' markierte sein Debut - und ist vielen vor allem durch John Woos ‚Bullet in the Head' (1990) bekannt. Doch nicht nur ein gute Besetzung und eine aus Gunplay und Explosionen bestehende düstere Action bestimmen die Spannung im Film, denn auch die Auswahl der Schauplätze und die farbliche Abstimmung der Szenen sorgen für Abwechslung. Die von David Wu gekonnt zusammengefügten Szenen (z.B. im Aufzugsschacht oder beim Schusswechsel verfeindeter Polizeieinheiten) vermitteln dem Film eine schnörkellose Rohheit, eine Direktheit, die in den späteren Filmen von Johnnie To einer staubfreien Eleganz weichen. Es scheint so als wäre für To ‚The Big Heat' der Film bei dem er sich so richtig austoben konnte - ähnlich wie Ringo Lam fünf Jahre später in ‚Full Contact'.

DVD (Mega Star, codefrei, NTSC)

Für die DVD-Veröffentlichung wurde leider keine von Schmutzpartikeln und Abnutzungserscheinungen (Kratzer!) gesäuberte Filmvorlage verwendet. Auch die Farben wirken unnatürlich und unausgewogen, z.T. blass und in den Szenen mit kräftigen Blau- und Rottönen ist es noch schwieriger Details auszumachen. Wie bei den früheren DVD-Veröffentlichungen von HK-Filmen üblich wurde das Bild (1.85:1) auch nicht anamorph behandelt. Die Untertitel (englisch, chinesisch) sind aber separat zuschaltbar und befinden sich im unteren Bildrand. Problem hier aber, dass die englischen Untertitel z.T. asynchron laufen. Der Film ist in 10 Kapitel unterteilt.
Es befinden sich zwei ordentliche Tonspuren in Mono auf der DVD - in kantonesisch und mandarin. Als Extras gibt es noch den Trailer zum Hauptfilm und für drei weitere Filme (Three against the World, Return of the lucky Stars, Blue Lightning). Das Label Fortune Star hat 2007 den Film neu aufgelegt und anamorph codiert, allerdings soll die Bildqualität auch nicht viel besser sein. Die hier besprochene Mega Star Version ist mittlerweile nicht mehr erhältlich.

‚The Big Heat' überzeugt als Bloodshed-Beitrag der 80er-Jahre Gangsterfilmwelle aus Hong Kong mit guter Besetzung, abwechslungsreichem, flott inszeniertem Handlungsablauf und kompromissloser Gunplay-Action, die auch das eine oder andere Mal extrem übertrieben wirkt. Johnnie Tos oft übersehener erster Genrebeitrag kann aber gut mit John Woos Werken der vergangenen Jahre mithalten. Wünschenswert wäre jetzt noch eine DVD mit besser restauriertem Filmmaterial.

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 09.02.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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