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2006
Bilder © Central Filmverleih
**** Der Date Profi
todd phillips


Roger (John Heder) ist ein Loser. Da nützt ihm das tägliche Studium seiner Selbsthilfe-Bücher, die ihm das Selbstvertrauen für anstehende Aufgaben geben sollen, auch nicht viel. In seinem Job als New Yorker Politesse wird er weder von Arbeitskollegen noch von Parksündern respektiert. Und selbst bei sozialen Projekten bei denen er selbstlos den ‚großen Bruder' für Kinder gibt, möchte man ihn nicht mehr dabeihaben. Da gibt ihm sein Kumpel Ian (David Cross) den Tipp ins Seminar von Dr. P (Billy Bob Thornton) zu gehen; der könne ihm bei seinen Problemen helfen. Roger merkt, dass viele andere Menschen seinen deprimierenden Alltag teilen und er folgt dem Rat auch mit dem Ziel endlich seiner Traumfrau, Nachbarin Amanda (Jacinda Barrett), seine Gefühle zu offenbaren.

Nach ‚Starsky & Hutch (2004)' nimmt sich das seit Jahren erfolgreich zusammenarbeitende Schreiber-Duo Todd Phillips / Scot Armstrong erneut eine TV-bzw. Filmvorlage als ihr neuestes Projekt vor. Und wie aus Phillips Werken wie ‚Road Trip (2000)' und ‚Old School (2003)' gewohnt darf man sich zu Recht auf skurrile Charaktere und viele Gags freuen. Die Grundidee, der Ausgangspunkt der Story, ist wie erwähnt nicht neu, der Weg bis zum Ende von Rogers Martyrium allerdings schon. Die Vorlage für ‚Der Date Profi' ist ein englischer Film aus dem Jahre 1960 namens ‚School for Scoundrels' (scoundrel = Halunke,Schurke), der hierzulande wohl wenig bekannt sein dürfte, in England aber zu den Highlights verfilmten britischen Humors zählt.

Mit der Besetzung der zentralen Figuren fährt Phillips schon die halbe Miete ein. Jon Heder, der seit seinem Überraschungserfolg in ‚Napoleon Dynamite (2004)' ja geradezu auch dank seiner Physiognomie auf die Underdogs abonniert ist, überzeugt auch hier wieder und hat schnell alle verfügbaren Publikumssympathien in der Tasche, wenn er zu Beginn des Films von zwei Möchtegern-Gangstern, denen er einen Strafzettel verpasst hat, eine Lektion erteilt bekommt. Bis sein Kämpfergeist allerdings so weit gediehen ist, dass er es den Burschen heimzahlen und sich selbst mit seinem Mentor Dr. P anlegen kann bedarf es dann aber doch noch - zum Vergnügen des Betrachters - einiger lehrreicher Situationen.

Und auch Billy Bob Thornton verbucht als eben genannter Lehrmeister ein Fülle an Gags für sich, denn es macht Freude ihm bei seiner ‚Lehrtätigkeit' zuzusehen, wie er seine Überlegenheit zeigt und es genießt seine ‚Schüler' den absurdesten Prüfungen zu unterziehen. Nach den eher enttäuschenden Auftritten in den Box-office-Flops ‚Ice Harvest (2005)' (in Deutschland nur als Video-Premiere erschienen) und ‚Die Bären sind los (2005)' gibt's hier endlich wieder einen Thornton in herrlicher ‚Bad Santa (2003)'-Form.

Die Australierin Jacinda Barrett, 2006 mit Zach Braff in ‚Der letzte Kuss (2006)' und z.Zt. mit Mira Nairs ‚The Namesake (2006)' im Kino, spielt praktischerweise eine Australierin und Objekt der Begierde von Heder . Anfänglich reagiert sie noch sehr charmant auf Heders sehr holprige Konversationsversuche - da müssen dann Texte wie "Ich kann dir die Doku über Australien aufnehmen" und "Ich wünschte ich wäre von dort" gekonnt gekontert werden. Die Tatsache, dass Heder vor Aufregung hyperventiliert und regelmäßig in Ohnmacht fällt ist dabei nicht unbedingt ein Nachteil um bei der netten Nachbarin zu punkten. Barrett spielt exakt das was die Rolle vorgibt und sie kommt auch genau so überzeugend charmant und liebenswert rüber.

Dass Heder es aber dann doch nicht ganz so einfach hat dafür sorgt die wunderbare Stand-up Comedienne Sarah Silverman, die praktisch ihre Rolle aus ‚School of Rock (2003)' als nervige, schnippische, vorlaute, wortgewandte Zimmergenossin wiederholt. Und sie liefert ihre Bonmots in einer kaltblütigen Mischung aus herablassender Geringschätzigkeit und schockierender Eleganz. Wie böse und gnadenlos Silverman sein kann hat sie spätestens einem Millionenpublikum als Gastgeberin der diesjährigen MTV-Movie-Awards demonstriert. Nicht unerwähnt darf der Auftritt von Michael Clark Duncan sein, der dank seiner imposanten Figur eher furchteinflössend rüberkommt aber hier auch sein komödiantisches Talent beweist. Der Anblick von Duncan in Frauenkleidern, ein Mann durch und durch, ist so absurd und schockierend, dass es wieder zum Brüllen komisch ist. Ben Stiller hat außerdem noch einen komischen Gastauftritt.

Die Autoren Philips / Armstrong schaffen es gekonnt Stilmittel aus ‚Fight Club (1999)' und ‚Hitch - Der Date Doktor (2004)' bis hin zu Militär- und Rachedramen in der Story zu integrieren, zu persiflieren und mit Bösartigkeiten zu würzen, so dass man sich ein hörbares Lachen kaum verkneifen kann. Da wird mit Paintball-Geschossen traktiert, mit Tennisbällen abgeschossen und mit einem Defibrillator unverhältnismäßig hohe Volt-Schocks versetzt. Zu Dr. Ps Kursinhalten gehört eben nicht nur das stufenweise Erreichen von Selbstvertrauen sondern auch der erlernte Wille das Erkämpfte zu behalten, egal welche Mittel angewendet werden müssen. Denn als Versager sind erst mal alle Mittel erlaubt. Lügen, Lügen, Lügen sind da nur drei der harmloseren probaten Mittel und Samthandschuhe sind hier sowieso nicht gefragt.

Wie lange noch das Publikum Jon Heder als Vertreter dieses Typus ‚netter Verlierer' oder ‚Sonderlings' sehen will bleibt abzuwarten. In den USA floppte ‚Der Date Profi'.
Bisher jedenfalls schien es so als würden die Amerikaner diesen Burschen lieben, denn an den Kinokassen wurden die Tickets für ‚Die Eisprinzen (2007)' (#1 beim Kinostart), ‚Die Bankdrücker (2006)' (#2 beim Kinostart; 4 Wochen in den Top 10) und eben der Sleeper-Hit, die Low-Budget-Perle ‚Napoleon Dynamite (2004)' (lief 35 Wochen in den Kinos mit #8 als bester Platzierung) sehr oft verkauft. Mit ‚Mama's Boy' startet Heders nächster Comedy-Angriff (mit Diane Keaton und Jeff Daniels) im Dezember in den USA. In Deutschland ist Heder noch nicht richtig ‚angekommen'. ‚Die Eisprinzen' wollten gerade mal 132.000 Zuschauer sehen, ‚Napoleon Dynamite' lief nur kurz mit überschaubarer Kopienzahl in ausgewählten Kinos und war dann bald darauf auf Video zu haben.‚Die Bankdrücker' wurde gleich als Videopremiere veröffentlicht.

‚Der Date Profi' ist neben 'Beer League (2006)',‚Cool & Fool - Mein Partner mit der großen Schnauze (2005) und ,Clerks 2' mit das Lustigste was ich in den letzten Monaten gesehen habe. Der Film mag zwar kommerziell gesehen Heders erster Flop in den USA sein und auch bei uns sicher nicht die Resonanz und Zuschauerzahlen erreichen wie der Will-Smith-Blockbuster ‚Hitch -Der Date-Doktor', den über vier Millionen Kinogänger sehen wollten. ‚Der Date Profi' hat aber mehr ‚Biss' und hätte es nicht verdient gleich wieder in der Versenkung zu verschwinden. Es gibt zwar keine ununterbrochene Attacke aufs Zwerchfell wie z.B. bei ‚Die nackte Kanone (1988)', weil Phillips in ‚School for Scoundrels' (US-Titel) auch kurzgehaltene ernste, dramatische Momente einfügt, aber die gut plazierten Gags sorgen für einen ungemein unterhaltsamen Kinobesuch.

Jon Heder als ‚armer Tropf', Billy Bob Thornton als gerissener Lehrmeister und eine großartige Auswahl an verschroben-verrückt-normalen Nebendarstellern sorgen für spaßige Unterhaltung bei einer Geschichte um einen Nobody, der dank kleiner Tricks aus einem kleinen unbedarften Jungen zum Mann wird um der Traumfrau seine Liebe zu gestehen. Also zurücklehnen und die Gags genießen!

Text © Markus Klingbeil
VÖ: 25.07.2007

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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