Eigentlich dachte Chiu Jien Ying (Angela Yu Chien), dass sie sich künftig um die Familienangelegenheiten und Besitztümer kümmern würde, doch ihr dem Ruhestand entgegensehender Onkel hat schon einen anderen Nachfolger auserkoren: Cousin Chiu Yu Lung (Yueh Hua), der Kung-Fu-Experte, ist bereits auf dem Wege. Mit Hilfe ihres Liebhabers ergreift Jien Ying die Initiative, tötet den Onkel und hetzt ihren Jugendfreund Jin Fu (Cheng Hung-Lie) auf den Cousin.
Wenn eine Frau die Männer verführt und sie für ihre eigennützigen Zwecke einspannt, die nicht selten im Schaden für andere Personen münden, dann nennen die Franzosen sie eine "Femme Fatale". In Lo Weis Martial-Arts-Drama ist es Angela Yu Chien (The Winged Tiger), die gierig und mit vollem Körpereinsatz den Männern den Kopf verdreht um Macht und Besitz im Hause Chiu an sich zu reißen. Im Intrigennetz verfangen sich nicht nur ihr Onkel und ihre zwei Liebhaber sondern auch die beiden Schwertkämpfer, die auf unterschiedliche Weise an das Haus Chiu gebunden sind.
Yueh Hua (Shadow Whip, The Water Margin) spielt den Cousin und ist mit zwei scharfen Klingen unterwegs, die er gekonnt bei diversen Auseinandersetzungen einzusetzen weiß. Damit beginnt auch der Film und gibt eine Kostprobe von Huas Kämpferqualitäten als er drei nervende und von der Justiz gesuchte Banditen ins Jenseits befördert. Ein guter Einstieg in dieses recht muntere Actionabenteuer bei dem die Männer ziemlich lange an der Nase herumgeführt werden. Davon bleibt auch der aufrichtige Jin Fu (Cheng Hung-Lieh, Come Drink With Me) nicht verschont, dessen Mutter im Hause Chiu arbeitet und der bald sein Schwert zücken muss um Angriffe auf sein Leben abzuwehren.
Bevor es aber zum unvermeidbaren Showdown zwischen den getäuschten Kämpfern kommt sieht das Drehbuch von Regisseur Lo Wei noch eine kleines Verwechslungsspiel vor bei dem Freundschaftsbande geknüpft werden um bald darauf auf ihre Reißfestigkeit geprüft zu werden. Dieses Szenario wird leider nicht wirklich gut ausgereizt, ist wenig spannend umgesetzt und so ist man dankbar dafür, wenn Intrigantin Jien Ying wieder die Bühne betritt und im wahrsten Sinne des Wortes ihre Giftpfeile verschießt. Während sich die Klingen im Verlauf des Films immer wieder Kreuzen und recht unterhaltsame Auseinandersetzungen provozieren ist das finale Gefecht kaum spektakulär und eher enttäuschend.
Die Paarung Yueh Hua/ Cheng Hung-Lie schlägt sich wacker, ist aber keine Konkurrenz für das charismatische Duo David Chiang / Ti Lung. Lo Wei als Schauspieler zu sehen ist immer ein Spaß, doch leider beschränkt er sich meist auf Kurzauftritte, wenn er selber Regie führt. Hier ist er zu Beginn als Master Chiu zu sehen, der den fatalen Fehler macht seine Nichte falsch einzuschätzen. Der Auftritt von Lee Kwan als Möchtegern-Schüler von Yueh Hua mag zwar lustig gemeint sein, verfehlt aber seine Wirkung.
DVD (IVL, NTSC, Code 3, 95 min)
Das Bild präsentiert sich ohne störende Schmutzpartikel oder sonstige Schäden in schönem Cinemascope-Format (1:2.35, anamorph). Die optionalen englischen Untertitel sind gut lesbar, der Ton in Mandarin liegt in nicht immer knirschfreiem DD5.1 vor. Als Extras gibt es Texttafeln zu den Hauptdarstellern und dem Regisseur (Bio- und Filmographie). Desweiteren findet sich ein Abbild des Original Kinoposters und Szenenbilder. Bei den Trailern (alle im 16:9-Format) fehlt der zu "Death Valley". Vorhanden sind Programmhinweise zu "Raw Courage", "The Assassin", "The Golden Sword", "King Eagle".
Death Valley ist ein ordentliches Schwertkampfabenteuer mit einem weiblichen Bösewicht, deren Potential leider nicht voll ausgeschöpft wird. Daher dominieren wieder die Herren die Bildfläche mit ihrem genreüblichen Verhalten. Sicher nicht Lo Weis bestes Werk aus seiner Shaw-Brothers-Zeit aber noch recht ansehnlich.
