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2007
Bilder © CNAC
*** Cyrano Fernández
alberto arvelo


Cyrano Fernandez (Édgar Ramírez) lebt in Caracas und wacht mit seiner Gang über das Wohlergehen der Menschen im Slumviertel El Barrio San Miguel. Heimlich liebt er die hübsche Tänzlehrerin Roxana, die im Haus gegenüber wohnt, traut sich aber wegen seines verunstalteten Gesichts nicht ihr seine Gefühle zu gestehen. Als ein Neffe von Cyranos Kumpel aus New York anreist um sich im Viertel zu verstecken verliebt sich Roxana in ihn.

Die Geschichte des Cyrano de Bergerac aus der Feder von Edmond Rostand hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Sie stammt aus dem Jahre 1897 und wurde auch bereits mehrfach verfilmt. Am bekanntesten ist wohl das französische Kostümdrama von 1990 mit Gérard Depardieu in der Titelrolle. Drei Jahre zuvor holten Fred Schepisi und Steve Martin den Mann mit der Riesennase in die Gegenwart ("Roxanne"). Regisseur Alberto Arvelo schickt in seiner Interpretation einen romantisch veranlagten Gangster in seiner Heimatstadt Caracas ins Rennen um die Gunst der schönen Roxana (Jessika Grau), die ihn als guten Freund aber nicht als Liebhaber sieht.

Statt mit einem auffälligen Riechzinken bedrückt den Titelhelden aber seine missgestaltete linke Gesichtshälfte, die Ausdruck ist des harten Gangalltags in seiner von Gewalt und Armut geprägten Lebenssituation. Optimal besetzt ist diese Rolle des dichtenden Überlebenskünstlers mit Édgar Ramírez, bekannt als Killer aus "Das Bourne Ultimatum". Ramirez schafft es glaubhaft den Spagat zwischen hartem Kerl, der für sein Überzeugungen eintritt, und kreativem Romantiker zu vermitteln. Angesehen von seinen Gangkollegen und den Menschen in seinem Viertel wirkt er wie ein bescheidener Robin Hood mit Knarre, der nie egoistisch handelt und selbst mal einen Tanklaster kapert, wenn es an Wasser mangelt .

Dem unbedarften Neuankömmling Cristian (Pastor Oviedo) aus Amerika kommt diese Attitüde zugute, denn Cyrano schreibt für ihn die Verse, die Liebesschwüre, die er Roxana nie selbst vortragen kann. Regisseur Arvelo wechselt dafür öfter mal das Erzähltempo um sowohl der Liebesgeschichte als auch den parallel ablaufenden Konfrontationen zwischen verfeindeten Banden, einer gewissenlosen Stadtregierung und einem korrupten Polizeiapparat den nötigen Raum zu geben. Gewaltakte werden zwar nicht ausgespart, finden aber in ihrer blutigen Konsequenz meist außerhalb des Sichtfeldes statt. Unterstützt werden die Ereignisse durch einen abwechslungsreichen Soundtrack (auch mit klassischen Anteilen), der für die passende Stimmung sorgt. Zunehmend spannend wird es dabei aber leider nicht was vor allem an den Darstellern liegt, die Schlüsselszenen nicht überzeugend durchspielen.

Vor allem wirkt Pastor Oviedo, der in der Rolle des Cristian agiert, seltsam ausdrucks- und ratlos. Es wird nicht im Ansatz ersichtlich warum sich die schöne Roxana in diese trübe Tasse verguckt, noch bevor er seine eigenen Ambitionen durch fremde Poesie bekräftigt. Und auch Jessika Grau als Objekt der männlichen Begierde merkt man an, dass sie kaum Schauspielerfahrung hat und mit ihrer Rolle überfordert scheint. Auch bei den Gegner von Cyrano, die ihm den Tod wünschen, weil er ihnen die Geschäfte vermasselt, fehlt es an schauspielerischer Durchschlagskraft. Der Versuch dem kahlköpfigen Drogengangster Gaspar (Rafael Uribe) etwas Kontur zu verleihen wird nur halbherzig betrieben. So liegt es alleine an Ramírez den Film zu schultern um dramaturgische Schwächen einigermaßen abzufangen. Dabei hilft dann auch eine gute Bildgestaltung mit elegant eingefangenen Hintergrundmotiven und der erwähnte Soundtrack.

Eine interessante Variante des "Cyrano de Bergerac"-Themas mit dem Brennpunkt Caracas als Ort des Geschehens. Der Mix aus Gangster- und romantischer Lovestory ist zwar nicht immer gelungen aber dank der starken Performance von Édgar Ramírez durchaus einen Blick wert.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 20.04.2010

Cyrano Fernández

Venezuela 2007. Farbe. Originalsprache: Spanisch. Länge: 95 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: n/a Budget: n/a Einspiel: n/a Regie: Alberto Arvelo. Screenplay: Alberto Arvelo. Kamera: Cezary Javorski. Schnitt: Paco Bellot mit Nascuy Linares und Camilo Pineda. Musik: Mario de Benito, Nascuy Linares mit Tres Dueños. Darsteller: Édgar Ramírez, Jessika Grau, Pastor Oviedo, Ximo Solano, Rafael Uribe.

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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih