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2008
Bilder © Momentum Pictures
*** Cold Prey 2 - Resurrection - Kälter als der Tod
mats stenberg


Jannicke überlebt als einzige das Aufeinandertreffen mit dem Killer der verlassenen Herberge inmitten schneebedeckter Berge. Sie findet Zuflucht im örtlichen Krankenhaus, das allerdings unterbesetzt ist, da kurz vor der entgültigen Schließung. Die Polizei bringt die Leichen von Jannickes Freunden und dem Mörder zur Aufbewahrung auch in dieses Krankenhaus. Ein schwerer Fehler ...

Nachdem der norwegische Slasher "Cold Prey" die Genrefans positiv überraschte und sich international gut verkaufte war die Überlegung eine Fortsetzung zu drehen durchaus erlaubt. Roar Uthaug, Regisseur vom 2006er Original überließ aber bei der Fortführung der eisigen Überlebensgeschichte von Jannicke dem Regieneuling Mats Stenberg das Zepter und beschränkte sich auf das Schreiben der Geschichte (zusammen mit zwei Co-Autoren) und co-produzierte. Stilistisch folgt Teil 2 aber haargenau der Version Uthaugs und verzichtet darauf radikale Änderungen einzubringen. Die Geschichte spielt sich nun allerdings in einem fast menschenleeren Krankenhaus ab und begibt sich erst in den finalen Momenten zum Anfangsort allen Übels.

Viel Zeit lässt sich Stenberg mit seinen Figuren in der ersten halben Stunde und durch die akribische Recherche des schlauen Chef-Cops gibt man auch den Zuschauern, die den ersten Teil nicht gesehen haben, die Möglichkeit hinter die Maske des Killers zu sehen. Die Figur der Jannicke, wieder gespielt von Ingrid Bolso Berdal, steht da zunächst etwas hinten an, weil sie sich ja auch erst von den körperlich anstrengenden, schrecklichen Ereignissen der letzten 48 Stunden erholen muss. So lernt man einige sympathische Personen kennen, von denen einige wie im Slasherfilm eben üblich als Kanonenfutter herhalten müssen. Das Problem, dass die beiden Ärzte und die einzige Krankenschwester verkennen, ist die kompromisslose Gewalttätigkeit des wiederbelebten stummen Killers aus dem Eis. Da hätten sie mal besser auf Jannicke gehört und den hippokratischen Eid ignoriert.

Wer glaubt die Splatter-Einlagen nehmen in dieser Fortsetzung in ihrer Frequenz zu, der wird enttäuscht sein, begeben sich die Filmemacher nicht auf US-Horror-Pfade und schlagen wie der Irre aus "My Bloody Valentine" heftig und häufig mit der Spitzaxt zu, sondern bleiben dem Tempoverhalten des Originals treu. Die Effekte sind dabei gut gemacht (insbesondere, wenn der erste Cop ins Gras beisst erkennt man, dass hier wieder auf hohem Niveau geblutet wird), aber kurz. Diese Taktik der kleinen Schreckmomente ist Basis für den Aufbau furios und schnell ausgeführter Gewaltakte und eine gute, atmosphärische Horror-Spannung. Die Geschichte ist zwar nicht kompliziert erzählt, hat aber doch die eine oder andere weniger erfreuliche Überraschung parat, weil Stenberg aus einer konventionellen Handlungsfolge ausbrechen möchte. Damit nimmt er sich aber die Möglichkeit eines höheren Bodycounts, den man als Betrachter einer Fortsetzung fast schon eingeplant hat.

Das Gemeinschaftsgefühl der Freunde, das Erleben ihrer Ängste und die vergeblichen Fluchtversuche haben im ersten Teil den Zuschauer emotional stark an die Protagonisten, insbesondere an die tatkräftige Überlebende Jannicke, gebunden. Diese homogene Gemeinschaft, wie sie auch im Fun-Splatter "Dead Snow" zu finden ist, fehlt hier und so wirkt die Zweckgemeinschaft der jungen, unerfahrenen Ärztin Camilla (gelungenes Filmdebüt der 25jährigen Marthe Snorresdotter Rovik) mit der kämpferischen Jannicke weitaus weniger interessant als geplant. Camilla wird allerdings etwas besser charakterisiert (Jannicke wird im Grunde nur über Mini-Flashbacks definiert), man wird über ihre beruflichen Pläne und bevorstehenden Standortwechsel informiert, dem Problem, welches sie deswegen mit ihrem Freund hat und dass auch ihr älterer, erfahrenerer Kollege etwas für sie empfindet. Mehr als Andeutungen erlaubt die knapp bemessene Spielzeit aber in vielen Dingen nicht und so ist auch dem aufrichtigen Techtelmechtel zwischen der Krankenschwester und einem jungen Polizisten keine Zukunft erlaubt.

Eigenproduktionen standen in Norwegen 2008 hoch im Kurs und "Cold Prey 2" trug mit seinen knapp 268.000 gelösten Kinotickets dazu bei, dass der Marktanteil heimischer Filme auf 22.5% anstieg. Ein Wert, der seit 2003 nicht mehr erreicht wurde. Da "Cold Prey 2" kommerziell sogar erfolgreicher war als der Erstling soll Roar Uthaug angeblich schon über einen dritten Teil nachdenken.

DVD (Momentum, RC2, PAL)

Die britische DVD beinhaltet den Film in anamorphem Breitbildformat (1:2.35). Das sieht auch gut aus, hat aber an der ein oder anderen Stelle mit ein paar Staubkörnchen zu kämpfen. Es gibt nur den norwegischen DD5.1-Originalton, der beim kräftigen Score den Subwoofer und auch immer wieder die Surround-Speaker bedient und damit die gestylten Bilder passend untermalt. Die etwas kleinen englischen Untertitel sind fest im Bild verankert. Als Extras gibt es nur den Trailer zum Hauptfilm sowie zu den Filmen "Mulberry Street", "The Promise", "Lesbian Vampire Killers". Die vorliegende DVD-Edition beinhaltet auf einer zweiten Disc noch den Originalfilm von 2006. Den gibt's im anamorphen 1:2.35-Format, hat optionale englische Untertitel und neben dem anamorphen Trailer noch ein 21-minütiges Making of als Extra. Schade, dass da für Teil 2 nichts lizenziert wurde. Die Auswahl war da, denn die norwegische Disc ist üppig ausgestattet - Audiokommentare, Deleted Scenes, Bloopers u.a.

"Cold Prey 2" setzt seine Erzählung nahtlos da an, wo der 2006er - Vorgängerfilm aufgehört hat. Wie gehabt überzeugt die edle Cinemascope-Optik von Natur und Schauplatz des Schreckens, diesmal ein abwrackbereites Krankenhaus. Teil 2 wirkt dank seines Settings ansatzweise wie der Dänen-Schocker "Nightwatch" ist aber nicht ganz so packend und abwechslungsreich wie Roar Uthaugs origineller Schnee-Slasher-Vorlage. Trotzdem noch gute Genreunterhaltung abseits des Brutalo-Horrors.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 11.05.2009

Cold Prey 2 - Resurrection - Kälter als der Tod

(Fritt Vilt 2)

Norwegen 2008. Farbe. Originalsprache: Norwegisch. Länge: 86 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: n/a (NOR). Budget: - Einspiel: - Regie: Roar Uthaug. Buch: Thomas Moldestad, Martin Sundland, Roar Uthaug. Screenplay: Thomas Moldestad. Kamera: Anders Flatland. Schnitt: Jon Endre Mørk. Musik: Magnus Beite. Darsteller: Ingrid Bolsø Berdal, Marthe Snorresdotter Rovik, Mats Eldøen, Kim Wifladt, Robert Follin, Fridtjov Såheim, Johanna Mørck.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih