Zwei Cops. Zwei Freunde. Zwei unterschiedliche Typen. Dick Lee (Chow Yun-Fat) ist ein besonnener Verhandler bei Geiselnahmen, Ken Chow (Ti Lung) ein Hitzkopf, dessen ungestümes Auftreten seinem Vorgesetzten ein Dorn im Auge ist. Brenzlich wird's für beide als Triaden-Boss Ted (Norman Chu) nach 10 Jahren aus dem Knast entlassen wird und sich an Ken, der ihn damals eingebuchtet hat, rächen will. Dass Dick unwissentlich mit Teds Freundin Penny (Tien Nu) anbändelt birgt zusätzlichen Zündstoff ...
Nach dem gemeinsamen Erfolg von ‚A better tomorrow' (1986) war es nicht verwunderlich, dass man Chow Yun-Fat und Ti Lung wieder Seite an Seite in einem Bloodshed-Drama besetzte. Doch wer sich bei ‚City War' auf ähnlich interessante Charaktere und Story sowie fulminant inszenierte Action freut, der wird nur bedingt fündig. Dass die Vergangenheit einen immer wieder einholt haben viele Kinoausflüge gelehrt und so ist Ti Lung diesmal auf der Abschussliste eines Gangsters, der 10 Jahre zuvor bei einem Drogendeal geschnappt wurde. Bis es aber soweit ist und das Waffenarsenal in aller unangenehmer Deutlichkeit Verwendung findet braucht es gut eine Stunde der Spielzeit. So lange ist ‚City War' mehr Charakterdrama und baut Sympathien auf, die aber auf die Probe gestellt werden, wenn der finale Rachefeldzug auch die beiden Cops in aller Intensität erwischt und Gesetze bedeutungslos werden.
Insbesondere das Verhalten von Chow Yun-Fats Charakter ändert sich, ausgelöst durch ein tragisches Ereignis, schlagartig vom vernünftigen, deeskalierend wirkenden und bei Frauen sehr charmant und witzig vorgehenden Junggesellen zum rücksichtslosen Rächer. Rücksichtslos vor allem gegenüber sich selbst, denn auch hier kommt die vielzitierte Ehre unter Cops und Brüdern und damit auch die Aufopferung für ein gemeinsames Ziel zum Tragen. Für die Motive der Vergeltung des von Ti Lung verkörperten Heißsporns bedarf es noch weniger Erklärungen, da vom Festland eingeschmuggelte Auftragsmörder von Ted auf ihn und seine Familie angesetzt werden. Was dann in der letzten halben Stunde passiert ist die schon früher erwartete überschäumende Emotionalität der Figuren, die letztlich im Hau-Ruck-Verfahren ihren kompromisslosen, unvermeidbaren Ausbruch findet.
In John Woos ‚A better tomorrow' gibt es immer wieder Actionhäppchen auf dem Weg zum großen Showdown. In ‚City War' geht Regisseur Sun Chung langsamer und weniger spektakulär vor und das wirkt mitunter etwas mühsam. Wer dann aber Chow Yun-Fats Liebesturtelei und Albernheiten als auch Ti Lungs verbale Ausbrüche durchsteht, den erwartet ein hartes, blutspritzendes Finale, so dass der Film dann doch zu Recht der Kategorie ‚Bloodshed'-Drama zuzuordnen ist.
DVD (Universe, NTSC, codefrei)
Die DVD von Universe ist schon ein paar Jahre alt und war mit die erste Umsetzung des Films im digitalen Format. Es mangelt dem nicht-anamorphen Bild (1.81:1) wie bei so vielen ‚Erstlingen' an Schärfe, zudem wirken die Farben stellenweise ausgewaschen und der Kontrast ist zu stark. Das merkt man insbesondere bei roten und blauen Farben und auch die Hautfarbe der Protagonisten wirkt unnatürlich. Die optionalen Untertitel (englisch/chinesisch) sind im Bild und damit ist ein aufzoomen bei 16:9-Fernsehern möglich. Der Ton liegt in kantonesisch/mandarin in DD5.1 vor. Als Extras gibt's den Trailer zum Hauptfilm und von ‚Postman Fights Back' (1981). Außerdem noch Textinfos zu den beiden Hauptdarstellern. Mittlerweile hat Fortune Star den Film in ihrer ‚Legendary Collection' neu aufgelegt und als anamorphe Version veröffentlicht.
‚City War' vereint Chow Yun-Fat und Ti Lung wieder als Leidensbrüder, die füreinander einstehen, komme was wolle. Der Film läuft aber durch seine ausführliche Charakterisierung der beiden unterschiedlichen Protagonisten die ersten 2/3 der Spielzeit etwas zu gemächlich ab, entschädigt dann aber zum Schluss u.a. mit standesgemäßen Shootouts - auch in Zeitlupe - in einem Bus-Depot.
