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2009
Bilder © ProKino
** Chéri - Eine Komödie der Eitelkeiten
stephen frears


Paris 1906. Die Edelkurtisane Léa de Lonval (Michelle Pfeiffer) soll dem Jungen von Madame Peloux (Kathy Bates) Nachhilfe in Sachen Liebe geben. Dass sie sich selbst verliebt bringt ihr aber auch viel Kummer, insbesondere da seine Mutter andere Pläne mit ihm hat.

Vor 21 Jahren drehten Michelle Pfeiffer, Regisseur Stephen Frears und Drehbuchautor Christopher Hampton schon einmal einen Kostümfilm zusammen. Das Intrigenspiel "Gefährliche Liebschaften" beruhte auf der Romanvorlage von Pierre-Ambroise-Francois Choderlos de Laclos aus dem Jahre 1782. Der Film gewann damals gleich drei Oscars, darunter einer für Hampton, die anderen für die Kostüme und die künstlerische Gestaltung.

Auch in seinem neuen Werk bietet Frears etwas fürs Auge und versetzt den Betrachter mühelos 100 Jahre zurück an den Anfang des 20. Jahrhunderts. Inhaltlich ist "Chéri" allerdings eine Enttäuschung, denn die ganze Liebesgeschichte zwischen zwei sowohl vom Alter als auch von der Lebenserfahrung völlig verschiedenen Menschen könnte man auf der Fläche einer Briefmarke niederschreiben. Mehr Platz braucht es nicht um die ereignisarme Handlung zu protokollieren, doch Frears und Hampton blähen das hin- und her einer Beziehung auf satte 100 Minuten auf.

Seit ihrem Comeback 2007 nach vierjähriger Pause hat Pfeiffer, Ehefrau von TV-Serien-Schöpfer David E.Kelly (Boston Legal, Ally McBeal), in fünf Filmen mitgespielt. Zwei wanderten bei uns gleich in die Videothek, mit "Hairspray" (Hit!) und "Stardust" (Flop!) war sie auch bei uns wieder im Kino zu sehen. Nach Kommerzkino versucht sie jetzt das Arthaus-Publikum für sich zu gewinnen. Dass sie sich bemüht ist unverkennbar und insbesondere beim witzig-fiesen Wortgefecht mit Kathy Bates (P.S. Ich liebe dich) spürt man das doch etwas Leben in dieser banalen Geschichte steckt.

Beide Figuren, sowohl Léa de Lonval (Pfeiffer) als auch Madame Peloux (Bates), waren früher beim Rennen um die Gunst der reichen Männer mit dabei. Doch das ist jetzt Vergangenheit und irgendwann wird auch das Geld alleinstehender Frauen knapp. Geld das vorher generös verprasst wurde und Peloux' Sohn Chéri (Rupert Friend, Outlaw) zum verzogenen Bengel heranreifen ließ. Die strenge Hand eines Vaters fehlte eben. Finanziell passt die wohlhabende Léa gar nicht mal so schlecht ins Konzept. Sie hat Wohlstand aber keinen Mann und keine Liebe in ihrem Leben. Da scheint zunächst alles prima zusammenzupassen.

Was uns Frears im folgenden immer und immer wieder zeigt ist die Anziehung und Abstoßung des ungleichen Paares Léa & Chérie. Dieser inhaltliche Stillstand langweilt zunehmendst. Bemühungen diese Situation zu ändern bleiben fruchtlos. Es gibt Phasen überschwänglicher Leidenschaft und emotionaler Kälte gepaart mit vielen trivialen Dialogsequenzen, die nur selten Wortwitz offerieren. Wenn Pfeiffer und Friend miteinander spielen, dann verliert das schnell seinen Reiz und die Szenen verkümmern in ihrer Bedeutungslosigkeit. Eine von Madame Peloux arrangierte Ehe von Chéri mit einer jungen Frau aus gutem Hause soll die Dramaturgie schüren, verfehlt aber ihre Wirkung.

Man hätte sich gewünscht, dass Drehbuchautor Hampton, der zuletzt eine Romanvorlage von Ian McEwan für das Keira-Knightly-Liebesdrama "Abbitte" bearbeitete, einen Ansatz für "Chéri" gewählt hätte, der konsequenter und bissiger das Treiben der selbstgefälligen Reichen im vorigen Jahrhundert aufs Korn nimmt. Dann wäre auch das Schauspielpotential einer Kathy Bates besser genutzt worden. Stattdessen muss man immer wieder das uninteressante, verkitschte Gefühlsleben eines Paares miterleben, das einfach nicht zusammenpasst. Der Zuschauer merkt das schnell, die Protagonisten quälen sich unverdrossen weiter.

Stephen Frears hat in der Vergangenheit einige interessante Filme gedreht. Mit dem Kostümdrama "Cherie" langweilt er uns aber nur mit einem Liebespaar, das durch prächtig ausgestattete Kulissen wandelt und in einer Endlosschleife liebt und leidet.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 21.08.2009

Chéri - Eine Komödie der Eitelkeiten

(Chéri)

UK/F/D 2009. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 100 Min. Bildverhältnis: 1:2.35 Kinostart: 08.05.2009 (UK) 26.06.2009 (USA) 27.08.2009 (D). Budget: 23 Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: Stephen Frears. Buch: Colette ("Chéri" und "The Last of Chéri"). Screenplay: Christopher Hampton. Kamera: Darius Khondji. Schnitt: Lucia Zucchetti . Musik: Alexandre Desplat. Darsteller: Michelle Pfeiffer, Kathy Bates, Rupert Friend, Felicity Jones, Frances Tomelty, Anita Pallenberg, Harriet Walter, Iben Hjejle, Bette Bourne.
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