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2015

Bilder © DCM
*** Carol
Todd Haynes


Wohlhabende, verheiratete Dame verliebt sich in junge Verkäuferin. Doch die Umstände sind gegen eine romantische Verbindung.

Eine Geschichte aus den 1950er Jahren hat der amerikanische Regisseur Todd Haynes schon einmal verfilmt. In „Dem Himmel so fern“ (2002) erzählt er von der Krise in der eine gutsituierte Ehefrau und Mutter gerät als sie erfährt, dass ihr Gatte homosexuell ist. Für „Carol“ greift Haynes auf eine Romanvorlage von Patricia Highsmith (1921-1995) zurück, jene Autorin, die uns eine Vielzahl von Kriminalgeschichten geliefert hat. Viele Verfilmungen ihrer Romane gibt es, auch Meisterregisseur Alfred Hitchcock hat eine ihrer Geschichten genutzt („Der Fremde im Zug“, 1951). Am bekanntesten sind sicher die beiden Ripley-Verfilmungen „Nur die Sonne war Zeuge“ (1960) mit Alain Delon und „Der talentierte Mr. Ripley“ (1999) mit Matt Damon. Zuletzt lief „Die zwei Gesichter des Januars“ (2014) von Hossein Amini in unseren Kinos. „Carol“ ist allerdings kein Krimi sondern ein Melodrama in dem sich zwei Frauen aus unterschiedlichen sozialen Schichten begegnen und voneinander angezogen fühlen. Therese Belivet (Rooney Mara, Side Effects – Tödliche Nebenwirkungen) ist die schüchterne Verkäuferin in einem Kaufhaus, die einen Freund hat, der mit ihr eine Europareise plant und sie heiraten will. Carol Aird (Cate Blanchett, Blue Jasmin) ist eine wohlhabende Lady mit Pelzmantel, verheiratet und Mutter einer 5-jährigen Tochter. Doch glücklich ist sie nicht, ihren Mann liebt sie nicht mehr und die Scheidung steht bevor. Dass Carol sich nun beim Weihnachtseinkauf im Kaufhaus in Therese verliebt ist Fluch und Segen zugleich. Denn was für die einen Glück ist ist für den anderen unmoralisch und beste Munition im Sorgerechtskampf um das Kind.

Als Highsmith den Roman dieser lesbischen Liebe 1952 unter Pseudonym veröffentlichte waren die Zeiten natürlich anders als heute. Weniger aufgeklärt, prüde, homophob. Das wird auch im Film gut herausgearbeitet durch die Nebenfiguren, die auf Carol und Therese, reagieren, Druck ausüben und urteilen ohne zu versuchen deren Gefühlswelten zu verstehen. Sex macht erpressbar (Haynes scheut sich nicht ihn auch zu zeigen) und so steckt in der Erzählung doch noch ein wenig Krimi, wenn der wütende Ehemann, der über Carols Liebe zu Frauen Bescheid weiß, aber sie nicht freigeben will, hinterhältige Aktionen in Gang setzt. So richtig Schwung bekommt die Inszenierung von Todd Haynes aber nicht, zu gemächlich schildert er die Entwicklung der Figuren, die als Tribut an die Historie recht zurückgenommen agieren. Trotz guter darstellerischer Leistungen von Cate Blanchett, 46, Rooney Mara, 30, und in einer wichtigen Nebenrolle als Ex-Geliebte Carols Sarah Paulson, 41, schleichen sich bei zwei Stunden Laufzeit leider immer wieder Längen ein. Visuell schafft es Haynes problemlos uns in die frühere Zeit zu versetzen, sowohl was Set-Design, Ausstattung und Stimmung betrifft. Verantwortlich dafür natürlich auch Kameramann Edward Lachman, der bei „Carol“ bereits zum vierten Mal mit Haynes zusammenarbeitet (bei der TV-Miniserie „Mildred Pierce“ ging es auch historisch zu; zurück in die 1930er Jahre). Nichtsdestotrotz gilt „Carol“ als heißer Anwärter auf mehrere renommierte Filmpreise. Dann würden noch mehr Menschen mitbekommen, dass Krimiexpertin Patricia Highsmith die Romanvorlage geschrieben hat. Sie selbst hat ihr Geheimnis erst 1990 gelüftet.

Gut ausgestattetes, gemächlich erzähltes Liebesdrama, das einige Kürzungen vertragen hätte.

Text © Markus Klingbeil
16.12.2015


Carol

USA 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 118 Min Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 20.11.2015 (US) 17.12.2015 (D). Budget: n/a Regie: Todd Haynes. Drehbuch: Phyllis Nagy. Romanvorlage: Patricia Highsmith (novel "The Price of Salt").Kamera: Edward Lachman. Schnitt: Affonso Gonçalves. Musik: Carter Burwell. Darsteller: Cate Blanchett, Rooney Mara, Kyle Chandler, Jake Lacy, Sarah Paulson, John Magaro, Cory Michael Smith, Kevin Crowley.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih