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1998
Bilder © Filmverleih
**** Buffalo '66
vincent gallo


Billy (Vincent Gallo) kommt gerade aus dem Knast. Seine Eltern wissen nichts davon. Er hat ihnen vielmehr all die Jahre nur Lügen aufgetischt. Ein Freund (Kevin Corrigan) schickt seinen Eltern jedes Jahr vorgeschriebene Karten zu Geburtstag und Weihnachten. Seine Eltern glauben auch, dass er ein Mädchen, einen angesehenen Regierungsposten hat, viel Geld und ein grosses Haus sein eigen nennt. Da er de facto keine Freundin hat kidnappt er kurzerhand Lyla (Christina Ricci) aus ihrem Ballettkurs. Dabei geht er sehr grob vor. Er bittet sie später darum ihn 'gut aussehen' zu lassen, damit seine Eltern stolz auf ihn sein können. Layla spielt das Spiel mit. Dass das Verhältnis von Billy zu seinen Eltern (Ben Gazarra, Anjelica Huston) und insbesondere das Verhältnis Vater-Sohn ziemlich unterkühlt ist, wird rasch sichtbar. Laylas Bemühungen Billy zu helfen münden in schamlosen Übertreibungen und Lobpreisungen, die Billy den letzten Nerv rauben. Doch Vater Jimmy mag die Kleine.

Vincent Gallo profiliert sich hier bei BUFFALO '66 als Multitalent. Er hat nicht nur das Script geschrieben und den Soundtrack komponiert sondern auch Regie geführt und die Hauptrolle übernommen. Und trotz dieser Belastung hat es Gallo geschafft eine Perle des Independent-Films zu schaffen. Mit Hingabe verkörpert er die Rolle des ruppigen, mitunter grausam agierenden, zu Wutausbrüchen neigenden Ex-Knackie, der im Grunde nichts anderes sucht als Geborgenheit, Liebe, Vertrauen. Dinge, die er in seiner Kindheit nie von seinen Eltern erfahren hat. Die seelischen Grausamkeiten, die er insbesondere durch seinem Vater erlitten hat haben aus ihm einem scheuen Gesellen gemacht, dem es sehr schwerfällt sich anderen Personen zu offenbaren, anzuvertrauen und von seinen Gefühlen zu erzählen. Trotz allem will Billy seinen Eltern beweisen, dass aus ihm etwas geworden ist und hofft auf Anerkennung. Doch seine Eltern haben sich nicht geändert und auch die Distanz hat keine Wunden geheilt.

Ben Gazarra spielt in einer kurzen aber einprägsamen Rolle den Vater, der seinem Sohn mit Gleichgültigkeit gegenübersteht und mehr seiner früheren Karriere als Sänger hinterhertrauert. Als Layla ihn darauf anspricht blüht er kurzfristig regelrecht auf und gibt Sinatra-Songs zum besten. Ein vernünftiges Vater-Sohn- Gespräch ist jedenfalls nicht möglich, schnell kommt es zu einem hitzigen Wortgefecht, das der gewinnt, der am lautesten schreien kann. Billys Mutter hat auch kein sonderlich herzliches Verhältnis zu ihrem Sohn. Was für sie im Alltag nur zählt sind Footballspiele, die sie auch auf Video aufnimmt. Ihr regelrechter Fanatismus gipfelt in der Bemerkung, dass sie es bedauert ihn damals zur Welt gebracht zu haben, weil sie dadurch ein wichtiges Footballspiel verpasst hat. Layla hingegen verhält sich ganz anders. Obwohl Billy sie gewaltsam ins Auto gezerrt und sie gezwungen hat ihn zum Haus seiner Eltern zu fahren macht sie freiwillig das Spiel mit und übernimmt die Rolle der Freundin. Im grunde ist sie selbst eine verloren Seele und hat selber niemanden, dem sie sich anvertrauen kann.

Schon in der ersten Szene, als man Layla abseits der anderen Ballettschüler sieht, wird einem klar, dass sie nicht hierher passt. Verloren steht sie da und versucht den Anforderungen gerecht zu werden und dem Beispiel der anderen zu folgen. Ihre langsam aufkeimende Liebe und die vorsichtigen Annäherungen werden jedoch von Billy schroff abgewiesen ("Don't Touch Me!"). Er realisiert nicht, dass es einen Menschen gibt, dem etwas an ihm liegt und der in ihm nicht den Versager sieht. Schliesslich steht Billy am Scheideweg seiner Existenz: Soll er der angestauten Wut, dem Hass, der sich in den vergangenen Jahren in ihm aufgestaut hat nachgeben oder wird er es schaffen sich von der Vergangenheit zu lösen und alles hinter sich zu lassen mit Blick auf eine vielleicht bessere Zukunft.

BUFFALO '66 ist starkes Erzählkino mit scharfzüngigen und witzig-grotesken Dialogen, die wendungsreich durch die an sich traurige Geschichte eines Einzelgängers auf der Suche nach Anerkennung führen. Getragen wird die Geschichte durch eine umwerfend gute Besetzung bis in die kleinsten Rollen (Kevin Corrigan als komischer Kauz aber verlässlichem Freund oder sogar Mike Rourke als fieser Schuldenentreiber).


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 19.09.2001

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih