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1975
Bilder © MGM Home Entertainment
*** Bucktown
arthur marks


Duke Johnson (Fred Williamson) kommt zur Beerdigung seines Bruders in das Städtchen Bucktown. Bevor er aber den Club seines Bruders in Besitz nehmen kann um einen Käufer zu finden muss er den bürokratischen Weg gehen und zwei Monate abwarten bis der testamentarische Papierkram erledigt ist. In der Zwischenzeit erneuert er die ausgelaufene Schanklizenz und eröffnet Club Alabama wieder mit Hilfe von Freunden seines Bruders. Duke merkt erst jetzt, dass Bucktown von rassistischen Cops regiert wird, die sich von jedem Geschäft, das in der Stadt läuft, ihren Anteil holen. Abzocken lässt er sich aber nicht.

Betrachtet man die Besetzung von "Bucktown", dann steigt schon mal die Erwartungshaltung: Fred Williamson & Pam Grier sind Namen, die dem Genrefreund das Leuchten in die Augen zaubern sollten. Zum ersten Mal sind die Blaxploitation Stars in einem Film zusammen zu sehen und dank ihrer Streifen der Jahre zuvor hatte sich jeder seine Reputation erarbeitet. Wer in den 70ern nicht die Chance hatte, die für ein schwarzes Publikum etablierten Helden zu entdecken, der konnte deren Namen aber auch in den 90ern hören, als der bekennende Fan Quentin Tarantino Williamson und Grier für "From Dusk Till Dawn" bzw. "Jackie Brown" engagierte. Insbesondere Pam Grier hat seit ihren starken Frauenrollen in "Coffy - Die Raubkatze" (1973) und "Foxy Brown" (1974) Kultstatus, Fred Williamson begeisterte damals das Publikum mit seiner Rolle als B.J. Hammer in "Hammer" (1972) und verkörperte den lässigen, schlagkräftigen, stets mit einem Zigarillo im Mundwinkel lächelnden Helden außerdem in Streifen wie "Black Caesar" (1973) und "That Man Bolt" (1973). Das durch Tarantino neu entfachte Interesse an den beiden Superstars der 70er löste sich aber wieder schnell in Luft auf, so dass sowohl Williamson als auch Grier keine wirklich nennenswerten Auftritte in Spielfilmen mehr hatten. Beide sind zwar bis heute noch im Filmgeschäft, doch während Williamson B-Movies abdreht hat Grier immerhin ihren Platz in der erfolgreichen US-Serie "The L-Word" gefunden. Der dritte auch über die 70er hinaus bekannte Name den man auf der Besetzungsliste findet ist Carl Weathers, der 1976 seinen Durchbruch als Sylvester Stallones Gegner Apollo Creed im Boxerdrama "Rocky" hatte. Die Rolle spielte er noch in drei Fortsetzungen. 1987 war er an Arnold Schwarzeneggers Seite in "Predator" zu sehen und schlug ein Jahr später als "Action Jackson" noch mal ordentlich zu. Seine besten Zeiten sind aber heute längst vorbei.

"Bucktown" ist ein Fred Williamson Film, denn er ist die dominierende Figur im Kampf gegen korrupte, rassistische Bullen, die sich ihren Anteil am Geldumsatz bei Prostitution, Glücksspiel und Alkoholausschank in Clubs und Bars holen. Der Kernpunkt der Story verschiebt sich aber im Verlauf des Films, denn waren die Cops schon schlimm genug, konnte Duke nicht ahnen, dass das Eintreffen seiner alten Kumpels die Situation noch verschärft. So verspricht die 08/15-Story vom Neuankömmling, der sich gegen die Drangsalierung durch Gesetzeshüter wehrt eine willkommene Abwechslung. Damit erhält Fred Williamson mit dem von Thalmus Rasulala gespielten Roy auch einen ebenbürtigen Mitspieler, der vom besten Freund zum ärgsten Feind mutiert. Das Problem hierbei ist dann auch, dass Pam Griers Rolle weiter in den Hintergrund gedrückt wird, denn sie ist mehr braves Mädchen, das verbal austeilt und ihre Fäuste schön am eigenen Körper belässt. Wer hofft, dass sich Grier im Kampf an der Seite von Williamson letztendlich dazu ermuntert fühlt die schwerbewaffnete Kampfamazone raushängen zu lassen, der wird enttäuscht sein. Stattdessen wandelt sie sich von kratzbürstiger, um den Bruder Dukes trauernden Frau zum Liebchen an Dukes Seite und zollt den Genrekonventionen in einer Hinsicht doch Tribut, indem sie einen Blick auf ihre Oberweite gestattet. Im selben Jahr wie "Bucktown" drehte Grier mit Regisseur Arthur Marks noch "Friday Foster", in dem sie sich wieder so sexy und schlagkräftig präsentieren darf, wie ihre Fans sie sehen wollen.

Das Drehbuch zu "Bucktown" schrieb Bob Ellison, der vorher und nachher ausschließlich für das US-Fernsehen arbeitete. Ellison packt die üblichen Klischees in seine Geschichte, lässt keine ambivalenten Charaktere zu und zeichnet Fred Williamson als durchweg sympathischen Burschen. Bei seinem ersten Drehbuch für einen Spielfilm ging Ellison auf Nummer sicher. Da passen ein Kind und ein alter Mann, die von Cops und Bösewichtern herumgeschubst werden nur zu gut ins Konzept um als moralische Rechtfertigung für den Rundumschlag zu dienen. Der damals noch unbekannte Carl Weathers ist zwar in mehreren Szenen zu sehen, doch in seiner Rolle als einer der Schläger von Roy kann er schauspielerisch wenig rausholen. Den Job als Sleazebag übernimmt Tony King, der als intriganter Vertrauter von Roy nicht nur scharf ist auf Pam Grier. Was die Actionszenen betrifft so sind sie zwar auch in den ersten zwei Dritteln präsent, enden aber recht schnell wieder, so dass in der Schlussviertelstunde der dramaturgische Höhepunkt beim Faustkampf stattfindet. Williamson wirkt dabei wie in so manchen seiner Filme etwas ungelenk beim Zuschlagen, so dass die physischen Auseinandersetzungen zu gestellt und wenig aufregend wirken. Seine wuchtige Leinwandpräsenz ist aber unbestritten.

DVD (MGM Home Entertainment, NTSC, Code 1)

Der Film ist Teil von MGMs Soul Cinema Reihe und wird im anamorphen 1.83:1-Format präsentiert. Das Bild sieht bis auf ein paar kleine Verunreinigungen zu Beginn recht gut aus, weist aber in einer Club-Szene starkes Hintergrundflimmern auf. Ein bisschen mehr Schärfe könnte das Bild auch vertragen, ist aber bei Filmen dieses Alters schon normal. Das Problem liegt aber mehr beim englischen Ton, dem ein leichtes Rauschen unterliegt und in seiner Lautstärke Schwankungen unterworfen ist (dumpf!). Untertitel gibt's leider nur in französisch und spanisch. Extras sind außer dem Trailer für den Hauptfilm Fehlanzeige. Mit besagten Abstrichen ist die DVD aber in Ordnung und eine bessere Alternative gibt's eh nicht.

Auch wenn Fred Williamson und Pam Grier hier zu ihren Glanzzeiten in den 70ern das erste Mal aufeinandertreffen (21 Jahre später besetzte Larry Cohen beide noch für "Original Gangstas") ist die Rollenverteilung vom Drehbuch sehr einseitig und von einer schlagkräftigen Grier ist nichts zu sehen. Diese verschenkte Möglichkeit des Clash of the Titans und eine mäßig unterhaltsame Geschichte machen "Bucktown" nur zum ordentlichen Blaxploitation-Beitrag, der auch im Vergleich mit anderen Streifen des Genres handzahm wirkt. Das Potential für einen Klassiker war vorhanden. Da hätte man mehr draus machen müssen.


Text © Markus Klingbeil
VÖ: 14.12.2008

Filmtitel

(Originaltitel)

Land Jahr. Farbe o. s/w. Originalsprache: n/a. Länge: n/a Min. Bildverhältnis: n/a Kinostart: n/a (USA) n/a (D). Budget: n/a Mio. USD Einspiel: n/a Mio. USD (USA) Regie: n/a. Buch: n/a. Screenplay: n/a. Kamera: n/a. Schnitt: n/a. Musik: n/a. Darsteller: n/a.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih