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2010
Bilder © Concorde
** Briefe an Julia
gary winick

Mit ihrem Verlobten reist Sophie (Amanda Seyfried) nach Verona, Italien, um gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen. Victor (Gael García Bernal), der als Chefkoch in Manhatten arbeitet, interessiert aber mehr der Besuch bei Käse- und Weinherstellern in der Umgebung. Als Sophie einen über 50 Jahre alten Liebesbrief findet beschließt sie diesen zu beantworten ohne zu ahnen was für turbulente Tage ihr bevorstehen werden.

Seitdem die 24-jährige amerikanische Schauspielerin Amanda Seyfried vor zwei Jahren ihren Durchbruch mit dem Blockbuster-Musical "Mamma Mia!" (609 Mio. US-Dollar Einspiel weltweit) schaffte scheint sie sich vor Angeboten nicht mehr retten zu können. Diesen Eindruck erhält man jedenfalls, wenn man ihren Filmoutput und ihre Liste geplanter Projekte betrachtet. Allein drei Streifen liefen zwischen November und Mai in bundesdeutschen Kinos an, darunter die Horrorkomödie "Jennifer's Body", der Erotikthriller "Chloe" sowie das Melodram "Das Leuchten der Stille". Mit romantischem Kitsch macht sie auch in ihrem neuesten Kinofilm weiter und muss sich zwischen zwei sehr unterschiedlichen jungen Männern entscheiden.

Seyfried spielt eine New Yorkerin, die glaubt mit ihrem Victor (Bernal) das große Los gezogen zu haben. Doch schon in den ersten Szenen merkt der Zuschauer, dass der begeisterte Koch weitaus mehr Leidenschaft für seinen Beruf zu haben scheint als für seine hübsche blonde Freundin. Die stellt ihre eigenen beruflichen Ambitionen - sie will mehr tun bei der Zeitung als Fakten für fremde Artikel überprüfen - aber nicht vor die private Beziehung. Nach bewährtem Schema wird diese Geschichte nun von "Bride Wars - Beste Feindinnen"-Regisseur Gary Winick weitergesponnen und die Protagonistin nach Ankunft im Land der Liebe, Italien, bald mit einem arroganten, englischen Schnösel konfrontiert.

Auftritt des hierzulande wohl unbekannten Australiers Christopher Egan, der nicht nur altersmäßig sondern auch vom Haarfarbton bestens zu Seyfried passt. Er begleitet seine Oma Claire, gespielt von der englischen Oscargewinnerin Vanessa Redgrave, die eben jenen 50 Jahre alten Liebesbrief geschrieben hat, den Sophie aus der Mauer fischte und beantwortete. Eine Gefälligkeit, die übrigens jedem unglücklich Verliebten zuteil wird, denn diese spezielle Mauer ist seit Jahrzehnten Teil der Imagekampagne der Stadt Verona, in der Shakespeare seine berühmte tragische Romanze "Romeo und Julia" 1597 angesiedelt hatte. Sogar zwei tragische Liebesgeschichten muss Regisseur Winick in seinem Film zu einem glücklichen Ende führen.

Doch weder Seyfrieds Suche nach dem richtigen Lebensgefährten noch das Drama um Redgrave vermögen den Zuschauer zu packen. Zu voraussehbar gestaltet sich dieses zum halben Roadmovie umfunktionierte Melodram, verlässt sich ganz auf seine vom italienischen Kameramann Marco Pontecorvo schön abfotografierten Landschaften sowie tränenrührige Schmachtblicke um den Zuschauer emotional zu fangen. Ähnlich lief es ja auch schon in Seyfrieds "Das Leuchten der Stille" ab, einer Verfilmung des Romans von Nicholas Sparks. Auch die Vorlage zu "Briefe an Julia" hat ein Mann, sogar zwei sind es, zu verantworten.

Warum sich aber ein etablierter, guter Schauspieler wie Gael García Bernal (Mammut, Babel, Bad Education), der sicher nicht um Rollen betteln muss, für so eine beliebige Nebenrolle hergibt, erklärt das nicht. Gleiches gilt für Oliver Platt (Frost/Nixon), der sich hier für einen Miniauftritt als Zeitungschefredakteur unter Wert verkauft. Für Schauspieler wie Vanessa Redgrave (73) und Franco Nero (68), dem Italo-Westernhelden der 60er-Jahre, dürften altersbedingt wohl nicht mehr allzu viele Rollenangebote ins Haus flattern wie noch vor einigen Jahrzehnten und so sei ihnen ihr gestelzt wirkendes Liebesgeturtel verziehen. Nero und Redgrave kennen sich übrigens seit 1967, haben einen gemeinsamen 40-jährigen Sohn, sind aber erst seit Silvester 2006 miteinander verheiratet.

Wer nicht genug von Nicholas-Sparks-Verfilmungen wie "Das Leuchten der Stille" hat oder "PS - Ich liebe dich" zu seinen Favoriten zählt, der wird seine romantischen Gefühle auch in diesem Werk aus sich hervorsprudeln und den Taschentücherverbrauch in die Höhe schnellen lassen. Für alle anderen sei angeraten einen weiten Bogen um diese kitschige, vorhersehbare Liebesschmonzette zu machen.

Text © Markus Klingbeil
19.07.2010

Briefe an Julia
(Letters to Juliet)

USA 2010. Länge: 105 Min. Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 14.05.2010 (USA) 19.08.2010 (D). Budget: 30 Mio. USD Einspiel: 52.1 Mio. USD (USA) 61 Mio USD (weltweit) Regie: Gary Winick . Buch: Tim Sullivan, Jose Rivera. Kamera: Marco Pontecorvo. Schnitt: Bill Pankow. Musik: Andrea Guerra. Darsteller: Amanda Seyfried, Christopher Egan, Gael García Bernal, Vanessa Redgrave, Marcia DeBonis, Daniel Baldock, Fabio Testi, Franco Nero, Oliver Platt
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih