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2015

Bilder © 20th Century Fox
*** Bridge of Spies - Der Unterhändler
steven spielberg


Ende der 1950er. Der amerikanische Anwalt James Donovan muss einen russischen Spion verteidigen. Ihm gelingt es den Mann vor der Todesstrafe zu bewahren. Einige Jahre später soll Donovan in Berlin den Austausch eben dieses Gefangenen gegen einen US-Soldaten vermitteln.

Der amerikanische Regisseur Steven Spielberg ist durch Family-Entertainment zu einem der einflussreichsten Filmemacher Hollywoods geworden. Kassenknüller wie z.B. „Der weiße Hai“ (1975), „E.T. - Der Außerirdische“ (1982), die „Indiana Jones“ (1981-2008) und die „Jurassic Park“-Filme (ab Teil 3 nur Produzent) kennt wohl jeder. Schon in den 1980ern hat Spielberg auch versucht politische Stoffe zu inszenieren, die primär nicht den Mainstream bedienten. 1985 war das „Die Farbe Lila“, 1987 „Das Reich der Sonne“. Mit „Schindlers Liste“ (1993) überzeugte er dann seine ärgsten Kritiker und wurde auch mit dem Oscar ausgezeichnet. Die Freiheit zwischen leichten, kommerziellen Projekten und ernsteren Stoffen zu wechseln hat er sich in den letzten Jahren nicht nehmen lassen auch wenn es selbst für einen Spielberg nicht leicht war das Historiendrama „Lincoln“ (2012) zu realisieren. In seinem neuen Film, der zur Zeit des Kalten Krieges spielt, setzt er wieder einer historischen Figur, wenn auch weniger bekannt, ein Denkmal. James Donovan war Anwalt bei den Nürnberger Prozessen gegen die Naziverbrecher und wurde später von der amerikanischen Regierung mehrfach als Unterhändler beim Austausch von politischen Gefangenen eingesetzt.

Dass Spielberg für den netten Mann von nebenan, der die amerikanische Verfassung ehrt, seine Arbeit professionell absolviert und jede Anfeindung aushält Tom Hanks besetzt ist keine Überraschung. Hanks, 59, und Spielberg, 68, kennen sich schon seit über 30 Jahren. Damals produzierte Spielberg die Hanks-Komödien „Joe gegen den Vulkan“ (1990) und „Geschenkt ist noch zu teuer“ (1986). Zusammen haben sie zwei HBO-Serien über US-Soldaten im Zweiten Weltkrieg auf den Weg gebracht (Band of Brothers, 2001 und The Pacific, 2010) und „Der Soldat James Ryan“ (1998) gedreht für den Spielberg seinen zweiten Regie-Oscar bekam. Mit „Catch me if you can“ (2002) und „Terminal“ (2004) setzten sie ihre erfolgreiche Zusammenarbeit fort. Elf Jahre später steht Hanks also wieder für Spielberg vor der Kamera und spult seinen Part als kluger, nicht korrumpierbarer Anwalt und netter Familienvater souverän ab. Als James Donovan braucht er ein dickes Fell bekommt er nicht nur den Hass der amerikanischen Öffentlichkeit zu spüren (wie kann man nur den kommunistischen Feind verteidigen!) sondern auch den Druck der Justizbehörde, des Geheimdienstes, des beruflichen Umfelds, denn alle wollen sie ein Exempel am angeblichen Spion (klasse gespielt von Mark Rylance, Intimacy) statuieren. Und Donovan soll ihnen helfen, dass alles legal und sauber aussieht.

Wenn sich die Handlung dann nach Berlin verlagert, wir den Bau der Mauer 1961 erleben und sich plötzlich nach dem abgeschossenen US-Militärpilot ein zweiter US-Bürger, ein Student, in den Krallen der Sowjetmacht bzw. der DDR befindet, ja dann bekommt man die Szenen serviert, die man aus all den Spionagethrillern zum Kalten Krieg zur Genüge kennt. Inoffizielle Verhandlungen, konspirative Treffen und Pläne, die nicht jedem gefallen. Und mittendrin Tom Hanks, der natürlich auch (eigenmächtig) den Studenten raushauen will und jetzt entsprechendes Handlungsgeschick vorweisen muss. Denn läuft die Sache schief ist er nicht nur seinen Wintermantel los. Einen seiner Verhandlungspartner auf der deutschen Gegenseite spielt dann tatsächlich auch ein Deutscher. Sebastian Koch ist ja nicht zum ersten Mal international unterwegs (Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben, Black Book oder auch gerade in der 5.Staffel von Homeland) doch in seiner Nebenrolle hat er nicht viel zu tun, seine Figur ist schnell vergessen. Wie so viele in der viel zu langen Inszenierung dieses nur mäßig spannenden Spionagedramas. In Amerika startete der Film schwach (Platz 3 der BO-Charts mit 15.3 Mio USD Einspiel).

Schön ausgestattetes, leider etwas langatmiges Thrillerdrama.

Text © Markus Klingbeil
23.11.2015


Bridge of Spies - Der Unterhändler
(Bridge of Spies)

USA 2015. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 141 Min Bildverhältnis: 2.35:1 Kinostart: 16.10.2015 (US) 26.11.2015 (D). Budget: 40 Mio. USD Regie: Steven Spielberg. Drehbuch: Matt Charman, Ethan Coen, Joel Coen. Kamera: Janusz Kaminski. Schnitt: Michael Kahn. Musik: Thomas Newman. Darsteller: Tom Hanks, Mark Rylance, Alan Alda, Amy Ryan, Dakin Matthews, Sebastian Koch, Burghart Klaußner, Max Mauff.
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