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2014

Bilder © Universal
** Boyhood
richard linklater


Über 12 Jahre wird das Erwachsenwerden eines Knaben geschildert.

Was haben sich die Filmkritiker gegenseitig übertrumpft in ihrer Begeisterung für den neuen Film von Richard Linklater. Erst im Januar beim Sundance Film Festival, dann drei Wochen später bei der Berlinale und nun zum deutschen Kinostarts die neue Welle an Lobhudelei deutschsprachiger Kulturversteher. Doch was hat der 1960 in Texas geborene Independentfilmer gemacht um so mit Lob überschüttet zu werden ? Er hat über einen Zeitraum von 12 Jahren in jedem Jahr einige Tage mit einer gleichbleibenden Schauspielerriege einen Film gedreht in dem es um das Erwachsenwerden geht. Im Mittelpunkt steht dabei Mason (Ellar Coltrane), ein sechsjähriger Bub, der mit seiner ein Jahr älteren Schwester Samantha (Lorelei Linklater, die Tochter des Regisseurs!) und Mutter Olivia (Patricia Arquette, TV-Serie Medium) nach Houston zieht um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ruhig und unspektakulär komprimiert Linklater über ein Jahrzehnt auf 164 Filmminuten und lässt den Betrachter teilhaben an den banalen Dingen, die das Leben eben so mit sich bringt. Viele falsche Entscheidungen, viele gute Entscheidungen, Trauer, Freude, Liebe, Verlust, Erfolg, Niederlage. Und natürlich werden wir auch an vergangene kulturhistorische oder politische Ereignisse erinnert (z.B. US- Präsidentschaftswahl). Zunächst über die Wahrnehmung aller wichtigen Charaktere, doch mehr und mehr rückt der titelgebende Junge und seine Entwicklung in den Mittelpunkt. Dadurch wird die Geschichte allerdings auch nicht interessanter... ok ... zwischendurch fällt natürlich äußerlich auch immer wieder auf, dass sich die Gesichter, die Körper der Protagonisten verändern. Das hält wach, denn …. wieder ein Jahr vergangen und ein Schritt näher dran am Ende des Films.

Natürlich ist es eine Leistung ein Projekt über so eine lange Zeit am Laufen zu halten obwohl sich Linklater nie sicher sein konnte, ob die Finanzierung für die kommenden Jahre steht, ob alle Darsteller, insbesondere die Kinder, weiter Lust haben mitzumachen. Aber was zählt ist das was man auf der Leinwand sieht und wenn das Making of spannender ist als das eigentliche Produkt dann ist das ein Problem. Und die Frage, wer sich eine über 2 1/2 Stunden lange überraschungsarme, konventionell gefilmte Familiengeschichte ansehen soll muss man auch hier stellen. Selbst darstellerisch gibt es nichts herausragendes zu sehen. Ethan Hawke, Lieblingsdarsteller und enger Vertrauter von Linklater, tritt hier gelegentlich als Ex-Ehemann und Vater in Erscheingung, der die Verbindung zu seinen Kids nicht verlieren will. Im Doppelpack mit Julie Delpy (Before Midnight) ist Hawke eine unerträgliche Nervensäge konnte aber zuletzt in Mini-Budget-Horrorstreifen wie „The Purge“ und „Sinister“ Pluspunkte sammeln. In „Boyhood“ hat er wie gesagt nicht allzuviel zu tun und das macht er ordentlich. Patricia Arquette, nur noch selten im Kino zu sehen, spielt unauffällig die Mutter, die Kinder erziehen muss und dabei im eigenen Liebesleben immer wieder an den falschen Ehemann gerät. Linklaters Tochter Lorelei nervt zunehmend je älter sie wird. (Als 9-jährige hat sie ihren Vater gefragt ob man ihre Figur nicht sterben lassen könne. Das hat der natürlich nicht zugelassen). Ob der junge Mann auf dem die Last der in 39 Drehtagen gefilmten Geschichte liegt – Ellar Coltrane – das Zeug hat in Hollywood zu bestehen wird sich zeigen. Bäume ausgerissen hat er nicht, sich wacker geschlagen immerhin.

Überschätztes Coming-of-Age-Drama, überlang und banal, das wegen seiner speziellen Entstehungsgeschichte weitaus mehr Aufmerksamkeit bekommt als es die zunehmend langweilende Geschichte verdient.

Text © Markus Klingbeil
05.06.2014

Boyhood

USA 2014. Farbe. Originalsprache: Englisch. Länge: 164 Min Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 11.07.2014 (US) 05.06.2014 (D). Budget: n/a Regie:Richard Linklater Drehbuch: Richard Linklater. Kamera: Lee Daniel, Shane F. Kelly . Schnitt: Sandra Adair. Musik: n/a Darsteller: Ellar Coltrane, Ethan Hawke, Patricia Arquette, Lorelei Linklater, Nick Krause, Tamara Jolaine, Evie Thompson, Shane Graham.
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© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih