2009
Bilder © Warner Bros.
|
** Bon Appetit
david pinillos
Der Spanier Daniel (Unax Ugalde) kommt in die Schweiz um als Koch im berühmten Feinschmeckerlokal von Thomas Wackerle zu arbeiten. Dort trifft er auf Weinkennerin Hanna (Nora Tschirner) und verliebt sich ihn sie. Die hat aber ein Verhältnis mit dem verheirateten, wesentlich älteren Chef.
Zürich, Bilbao, München lauten die Stationen dieser Europroduktion unter Federführung der spanischen Produktionsfirma Morena Films. Gleichzeitig ist dieses Liebesdrama auch das Langfilmdebüt von David Pinillos, der bisher als Cutter in seinem spanischen Heimatland arbeitete. Mögen die gezeigten zubereiteten Speisen auch sehr verführerisch auf den Betrachter wirken so hält dieser Zustand nicht lange an, denn das Drehbuch gibt inhaltlich nicht viel her. An dem Arthaus-Hit "L'Auberge Espagnol - Barcelona für ein Jahr" wollte sich Pinillos orientieren und besetzt folgerichtig seine Hauptfiguren aus diversen Ländern wie Deutschland, Spanien und Italien, die sich in einem fremden Land durchsetzen bzw. beweisen wollen. Leider können selbst bemühte Darstellerleistungen den vorhersehbaren Verlauf der Geschichte nicht in ein emotional bewegendes Drama verwandeln.
Nora Tschirner (Keinohrhasen, Zweiohrküken) spielt eine Frau, die in Liebesdingen plötzlich nicht mehr weiß was sie will als der Spanier mit dem traurigen Blick vor ihr steht. Daniel (Unax Ugalde, Che) wiederum ist im Begriff seine feurige Freundin Eva abzuservieren, weil nach drei Jahren Beziehung die Liebe der Routine gewichen ist. Länger kann das auch nicht funktionieren posaunt er gleich beim ersten Kennenlernkneipenbesuch mit den neuen Kollegen heraus. Schreckt das Hanna ab ? Es kommt dann aber wie es kommen muss, Hannas Lover (unauffällig: Herbert Knaup) ist zwar ein brillanter Koch aber menschlich ein Schwein, weil er nicht zu seiner Geliebten steht insbesondere dann, wenn es wirklich nötig wäre. Überrascht das ? Nein, denn die Tür für unseren verloren wirkenden Protagonisten muss weit aufgestoßen werden, damit er aus seiner Schmollecke kommt und sich traut die ominösen Worte "Ich liebe Dich" zu sagen. Riskant ist das immer, denn man kann mit der Einschätzung des Gegenübers auch völlig daneben liegen.
Wenn Konflikte offen ausgetragen werden ist das natürlich oft spannend für den Zuschauer aber daran hat Regisseur Pinillos wenig Interesse. Jeder leidet im Stillen, konzentriert sich auf seine Arbeit. Gerade Daniel übertreibt es diesbezüglich. Das Interesse an dieser Geschichte hat aber schon viel früher nachgelassen und selbst ein Besuch im pittoresken Bilbao bei Daniels Mutter hilft da wenig sich wieder fürs Schicksal der Figuren zu erwärmen. Das Leben hat normalerweise die eine oder andere Überraschung bereit aber nicht hier wo man sie dringend gebrauchen könnte. Nicht mal einen lustigen Sidekick, einen besten Freund (Giulio Berruti fungiert mehr als das schlechte Gewissen Daniels) will man uns gönnen. Der wäre zwar auch keine bahnbrechende Drehbucherfindung aber immerhin ein Versuch diese dröge Kost etwas aufzulockern. Das Schweizer Fernsehen, auch ein Finanzgeber dieses Projektes, hat jetzt immerhin fürs nächste oder übernächste Jahr einen belanglosen Sonntagabendfilm für die Reihe "Schweizer Film". Denn Zürich bei Nacht hat schon was.
Einfallslos und langatmig präsentiert sich das Spielfilmdebüt des Spaniers David Pinillos und auch die Darsteller können nicht wirklich begeistern. Zu routiniert und ohne Herz - dafür lohnt es sich nicht 90 Minuten im Kino zu verbringen und sich aus dem heimischen Fernsehsessel zu erheben. Oder um es mit dem abgewandelten Zusatz des Filmtitels zu sagen: Man muss mit allem rechnen, auch dass man sich langweilt.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 16.09.2010
|
Bon Appetit
ESP/CH/D 2009. Farbe. Originalsprache: Deutsch, englisch, spanisch. Länge:
91 Min. Bildverhältnis: 1.85:1 Kinostart: 25.11.2010 (D). Budget:
n/a Einspiel: n/a Regie: David Pinillos. Buch: David Pinillos, Paco Cabezas, Juan Carlos Rubio.
Kamera: Aitor Mantxola. Schnitt: Fernando Franco . Musik:
Marcel Vaid. Darsteller: Nora Tschirner, Unax Ugalde, Herbert Knaup, Giulio Berruti, Xenia Tostado, Elena Irureta. |
Suchen ||
FAQ || Impressum || Sitemap
© Layout, Text: Markus Klingbeil, Bilder: Filmverleih
|
|