Der amerikanische Auftragskiller Joe (Nicolas Cage) sieht den Zeitpunkt zum
Ausstieg aus seinem Metier gekommen und vier finale Abschüsse in Bangkok sollen das nötige Geld für einen sorgenfreien
Start ins neue Leben bringen. Neben Kong (Shahkrit Yamnarm), den er zu seinem Gehilfen macht, trifft er auf seiner
letzten Mission auch auf die taubstumme Apothekerin Fon. Ein gemeinsames Glück scheint aber unmöglich, denn nicht nur
Joes Auftraggeber bricht die Regeln.
Warum bloß müssen Regisseure ihre eigenen Filme - meist mit höherem Budget -
unbedingt nochmals drehen ? Ist Geld wichtiger als die eigene Reputation ? Ole Bornedal, Michael Haneke, George
Sluizer, Takashi Shimizu u.v.a. haben durch ihre Zugeständnisse an ein englischsprachiges Zielpublikum ihre Werke nicht
verbessert, sondern eher ihrer Kanten, ihrer Besonderheiten beraubt, wozu auch die Originalsprache ihren Beitrag
leistet. Als die Pang-Brüder bei den Festspielen von Cannes 2006 ankündigten ihren Thriller von 1999 noch einmal -
diesmal auf englisch - drehen zu wollen, da konnte man nur mit dem Kopf schütteln. Und dass Cage 1 ½ Stunden die Klappe
halten würde, das kam schon mal gar nicht in Frage. Hätte er vielleicht besser tun sollen, denn die Dialoge sind
erschreckend simpel und man könnte den Plot auch auf "guter Mann", "böser Mann" reduzieren.
Rollenangebote in Actionfilmen sollte Nicolas Cage besser überdenken (nicht jeder kann's
eben wie Bruce Willis). Filme in denen er Fäuste sprechen und Kugeln fliegen lassen muss sind keine idealen Rollen mehr
für den mittlerweile 45-jährigen Schauspieler aus dem Coppola-Clan. Cage hatte seine schweißtreibenden Zeit in der
zweiten Hälfte der 90er als er mit Filmen wie "The Rock", "Con Air", "Face/Off" und "Gone in 60 seconds" in
millionenschweren Actionblockbustern noch überzeugend agierte. In den letzten Jahren waren es nur die beiden "National
Treasure"- Filme, mit denen Cage noch Kasse machte. "Next" wollte schon kaum einer sehen, "Ghost Rider" war auch keine
Offenbarung. Ist Cage das Näschen für gute, interessante Rollen abhanden gekommen ? Vor einigen Jahren war das noch
anders, da konnte man ihn noch spielfreudig in "The Weather Man" und "Adaption" sehen.
Mit dem Remake von "Bangkok Dangerous", einem thailändischen Thriller um einen
taubstummen Killer, hat er sich aber keinen Gefallen getan. Das Script wurde unter Aufsicht der Pang Brüder von Jason
Richman (Swing Vote, Bad Company) für die US-Fassung überarbeitet und in einigen Bereichen verändert, so dass man die
neue Version nicht zu den 1:1 Remakes zählen kann, wie man sie zuletzt so oft im Kino gesehen hat. Cages Figur kann
sprechen. Und hören. Aus dem Off erzählt er dem Zuschauer was als notwendig empfunden wird. Er, der international
agierende Killer, der stets alleine arbeitet und soziale Kontakte aufs nötigste reduziert. Eine Gefühlswelt, die mit
Anteilnahme und Liebe gefüllt ist gibt es bei Joe nicht. Den taubstummen Part übernimmt diesmal die nette Apothekerin
Fon (Charlie Yeoung), die sogleich das Herz des emotional abgehärteten Amerikaners erweicht und damit unwissentlich
seine Entscheidung, dem Geschäft mit dem Tod den Rücken zu kehren, bestärkt. Die Figur von Fon bleibt aber nur blasse
Randerscheinung. Weitaus mehr geht die Handlung auf die Beziehung von Joe und seinem Gehilfen Kong (Shahkrit Yamnarm,
Opapatika) ein, die als Meister-Schüler-Konstellation aufgedröselt wird und damit einen ersten Regelbruch des ansonsten
disziplinierten Killers zeigt. Die Trainingssequenzen wirken aber dabei so einschläfernd, als hätten die Choreographen
Sorge ihre Hauptdarsteller zu überbeanspruchen. Und dann geht es ja noch weiter.
Und wie oft haben wir das schon gesehen: der letzte Job des Auftragskillers, der nicht
planmäßig verläuft. Und weitaus packender, interessanter zudem gab's das schon. Kaum etwas funktioniert hier. Die
Actionszenen sind, wenn sie denn mal kommen, ziemlich öde gestaltet, der Schnitt tut hier sein übriges. Wie man
Spannung aufbaut haben die Regiebrüder bei ihrer zweiten US-Produktion wohl völlig vergessen. Dass so einige
Actionkracher aus Thailand kommen kann man sich beim Anblick von "Bangkok Dangerous" kaum vorstellen. Potential
verschenkt. Der ganze Film wirkt lustlos inszeniert und auch die sporadisch wechselnde Bildgestaltung von greller
Farbintensität bis hin zu sehr dunklen Passagen hilft kaum über den rasch erworbenen B-Movie-Status hinweg. Cage wirkt
mit übler Frisur, starrer Mimik und ausgewaschener Kleidung mehr wie ein bedürftiger Obdachloser als ein
professioneller Mörder. Er traut sich aber doch seine eiskalte Seite zu zeigen indem er einen hilflos am Boden
liegenden, noch lebenden Gangster mehrere Kugeln in die Brust schießt - obwohl der kooperativ war. Man muss nur den
Kopf schütteln, warum Cage diesen Murks produziert hat. Da hätte man einen Steven Seagal in heutiger Verfassung nehmen
können und hätte keine Unterhaltungspunkte eingebüsst ... wo nix ist ... (eher hinzugewonnen, denn Seagal nimmt sich so
angestrengt selbst ernst - und das ist immerhin etwas lustig).
Ende 2006 gedreht, 2007 fertiggestellt, aber erst am 05.09.08 in den Kinos gezeigt.
Manche Filme quälen sich unnötig und das Warten lohnt nicht immer. In den USA war "Bangkok Dangerous" an einem
umsatzschwachen Wochenende zwar zunächst an der Spitzenposition der Kinocharts, doch schnell sprach sich die Qualität
des Film herum und so stürzte das Remake in den folgenden Wochen in der Rangliste weit nach unten ab. So ist es nicht
verwunderlich, dass Constantin Film gleich auf einen Kinostart in Deutschland verzichtet und den Streifen direkt auf
DVD veröffentlicht. Ein Begutachten der DVD, wie sie in den Handel kommt war nicht möglich, da die Presse-DVD nur den
Film in deutschem Ton aufweist. Als besonderes Zubrot und Schutz vor Raubkopiererei erschwert der Verleih das Ansehen
und Bewerten des Films auch noch durch zwei im Bild positionierte (links oben, rechts unten), nicht ausblendbare
Schriftzüge und durch vier (!) mehrere Sekunden andauernde gezielte Ton- und Farbaussetzer (!). Sein primäres Ziel hat
Constantin damit erreicht aber wie soll man unter solchen widrigen Umständen Lust auf ein Produkt machen ? (im Fall von
"Bangkok Dangerous" hätte aber nichts zu einem positiveren Urteil geführt, der Film ist einfach schlecht).
Ein fehlbesetzter Nicolas Cage geistert orientierungslos in einer tempoarmen
Inszenierung herum und langweilt damit selbst ein B-Movie-erfahrenes Publikum. Stattdessen lieber das Original von 1999
aus dem Regal ziehen. Da erkennt man dann auch warum die Pang-Brüder einst als hoffnungsvolle Filmregisseure
beschrieben wurden.