American History X - so bezeichnet Mr. Sweeny, Direktor der Venice Beach High School den Einzelunterricht in Geschichte, zu dem er Danny (Edward Furlong, Terminator 2) verdonnert - jeden Tag eine Stunde. Danny hat seinem empörten Geschichtslehrer einen Aufsatz mit dem Thema "My Mein Kampf" abgegeben in dem er Hitler glorifiziert. Sweeny will den Jungen aber nicht verloren geben und nimmt ihn unter seine Fittiche. Bis zum nächsten Tag soll Danny einen neuen Aufsatz verfassen und zwar über seinen Bruder Derek. Derek (Edward Norton, Zwielicht), ein gefährlicher Neo-Nazi, hat drei Jahre zuvor zwei schwarze junge Männer, die sein Auto stehlen wollten, auf brutalste Weise umgebracht. Nach eben drei Jahren wird Derek auf Bewährung entlassen. Im Gegensatz zu Danny, der der Nazi-Ideologie zunehmends verfällt und seinen Bruder immer noch bewundert, hat Derek sich vollkommen gewandelt und will versuchen Danny aus diesem braunen Sumpf zu ziehen. Seine früheren Skinhead-Freunde und seine Freundin (Fairuza Balk, Der Hexenclub) stempeln ihn sogleich als Verräter ab und auch sein früherer Mentor Cameron (Stacey Keach), ein schmieriger Vertreiber von Nazi-Propaganda, der sich aber selbst nie die Hände schmutzig macht, droht Derek eine schwere Zeit an.

Die Geschichte von Danny und Derek wird im Zeitraum von zwei aufeinanderfolgenden Tagen erzählt. In konsequent in schwarz-weiß gefilmten Bildern erfährt der Zuschauer immer wieder in Rückblenden etwas über die Umstände, die zu den Morden Dereks geführt haben und an die sich Danny, der ja den Aufsatz schreiben muß, erinnert. Der Einfluß des Vaters, der während eines Feuerwehreinsatzes von einem schwarzen Crack-Dealer erschossen wurde, die Rivalitäten zwischen den unterschiedlichen Hautfarben, die über sportliche Konfrontationen hinausgehen, sowie der Umgang mit falschen Freunden wie Cameron. Haarsträubende Argumente werden für bare Münze genommen, Haß staut sich auf und entlädt sich in Gewalttätigkeiten (z.B. wenn eine Horde Skins in einen von einem Ausländer geführten Supermarkt einfallen und alles kurz und kleinschlagen). Die Zeit im Gefängnis verändert Derek jedoch und läßt seine verkorkste Einstellung wanken, zumal er selbst hilfloses Opfer von Gewalttätigkeit wird. Am Tage seiner Entlassung will er die letzten Spuren seiner Vergangenheit beseitigen und am liebsten irgendwohin verschwinden, doch als er sieht daß durch seine Tat auch seine Familie an sozialem Rang verloren hat, sein kahlgeschorener Bruder sein Zimmer mit Hakenkreuz-Flaggen, Totenkopfmotiven und Hetzschriften verkleidet hat, ist er entschlossen etwas dagegen zu unternehmen, auch wenn es sein eigenes Leben in Gefahr bringt.

Hauptdarsteller Edward Norton, der für diese Rolle eine Oscarnominierung bekam, spielt den Part des haßerfüllten Skins, unterstützt durch seine physische Präsenz, beängstigend glaubwürdig und auch die Wandlung, die er im Gefängnis durchmacht, nimmt man ihm ab. Wer Norton in Filmen wie Zwielicht oder Larry Flint gesehen hat, wird ob der Wandlungsfähigkeit dieses Schauspielers überrascht sein. Auch die anderen Rollen sind gut besetzt: Edward Furlong als orientierungsloser Jugendlicher, Beverly D’Angelo als hilflose Mutter und Stacey Keach als Nazi-Fänger, der zunächst erfolgreich Danny auf seine Seite führt. Um American History X gab es im Vorfeld etwas Wirbel, da Regisseur Kayne, der auch selbst für die Kamera verantwortlich zeichnet, mit dem Endschnitt nicht zufrieden war und daher seinen Namen zurückziehen wollte um ihn durch den branchenüblichen Namen Alan Smithee zu ersetzen. Dies wurde ihm allerdings nicht gestattet. Die vorliegend Fassung ist jedenfalls durchweg packend und bewegend erzählt und verliert sich trotz fast zwei Stunden Laufzeit nie in Belanglosigkeiten. Durch immer wieder zwischen die Farbaufnahmen gestreuten s/w-Rückblenden fügt sich nach und nach das Puzzle zusammen bis zu seinem tragischen Ende.