1980
Bilder © IVL/Celestial PicturesTRAILER
|
*** A Deadly Secret
Mou Tun-fei
Ting Dien (Jason Pai Piao) sitzt im Gefängnis weil er Informationen besitzt, die er nicht mit dem habgierigen Magistrat Ling Tui Si (Yueh Hua) teilen will. Der Grund warum Ting nicht ausbricht und selbst Folter erduldet ist die Liebe zu Lings Tochter, auf deren Nähe er nicht verzichten will. Doch Ling bedient sich aller unfeinen Tricks um Ting doch noch das titelgebende tödliche Geheimnis zu entlocken. Da schreckt er auch vor der eigenen Familie nicht zurück.
Wie weit würde man gehen um in der Nähe seiner Liebsten zu sein ? In Regisseur Mou Tun-feis Kung-Fu-Melodrama scheint es für den Protagonisten keine Qual zu geben, die er nicht auf sich nimmt. Erst sitzt er monatelang draußen vor dem Haus in Sichtweite ihres Fensters, später dann erhascht er den Blick auf ihren Balkon durch die Knast-Gitterstäbe. Auf die Idee mit der Tochter seines Widersachers durchzubrennen kommt er nicht, vermutlich auch deshalb, weil Ling Seung Wans (Shih Szu) traditioneller Gehorsam zum Vater kaum zu durchbrechen ist.
In Rückblenden erfahren wir wie aus dem kampfstarken Helden Ting Dien ein unfreiwilliger Geheimnisträger und hoffnungsloser Romantiker wurde. Jason Pai Piao (Heroes Shed No Tears, Bat Without Wings), Shaw-Brothers-Star der zweiten Garde, ist in seiner Opferrolle fast die Hälfte der Spielzeit im zotteligen Pennerlook zu sehen. Und dass, obwohl er dank in Gefangenschaft angeeigneter spezieller Kung-Fu-Fähigkeiten leicht ausbrechen könnte um sich mal ordentlich zu frisieren. Einen überzeugenden Held gibt er nicht ab, was zum einen an seiner mangelnden Ausstrahlung, zum anderen an einer wenig abwechslungsreichen, etwas trägen Handlung liegt.
Es gibt eine Menge Bösewichter im Film, die sich ihre Leinwandzeit teilen müssen, so dass für Yueh Hua (Come Drink With Me, The Shadow Whip, Raw Courage) als skrupellosem Magistrat nur eine größere Nebenrolle bleibt. Die besteht zunächst mehr aus Dialogen, schaukelt sich aber mehr und mehr zur Actionrolle hoch, so dass man Yueh Hua dann doch noch in ordentlichen Fights mit und ohne Schwert zu sehen bekommt. Als traditioneller Über-Bösewicht wirkt er aber im Vergleich mit Kollegen anderer Shaw-Filme ziemlich blass, was den Spaßfaktor deutlich reduziert.
Zur Steigerung der Dramaturgie sind hinter dem von Ting Dien geschützten Geheimnis auch die ganze Martial-Arts-Gemeinde her, die einen Schatz wittern, der unendlichen materiellen Reichtum verspricht. Unter den Interessierten fällt einem Dick Wei auf, der in den 70ern in vielen kleinen Nebenrollen von Shaw-Brothers-Produktionen zu sehen war und später in den 80ern meist den Bösewicht oder dessen Handlanger spielte (z.B. in zahlreichen Jackie-Chan-Filmen wie Project A, Dragons Forever). Leider ist sein Auftritt auf einige wenige Momente zu Beginn und zum Ende des Films begrenzt, doch zeigt er hier, dass er schon damals kampftechnisch auf der Höhe war.
Was man neben einer interessanteren Geschichte und strafferen Dramaturgie vermisst ist zudem die Star-Power eines Ti Lung, David Chiang oder das Charisma eines Ku Feng, die aus einer mittelmäßigen Story noch ein Happening machen können. Auch Jason Pai Piaos Sidekick im Knast, der 26jährige Wu Yuan-Chin, ist wenig einprägsam als zu unrecht beschuldigter Jüngling, der lernen muss sich mit Fäusten zu wehren. Wu gehörte in seiner Jugend neben Jackie Chan und Sammo Hung zur China Drama Academy, konnte aber nie deren Superstarstatus erlangen.
Erwähnenswert an "A Deadly Secret" ist, dass dies der letzte Film von Shih Szu für die Shaw Brothers ist, die knapp 10 Jahre zuvor, 1971, in "Lady Hermit" auf sich aufmerksam machte und als Nachfolgerin für Cheng Pei-Pei und Martial-Arts-Heldin in diversen Shaw Brothers Filmen aufgebaut wurde. Shih Szu drehte noch einige Filme in ihrer Heimat Taiwan bevor sie sich 1985 aus dem Filmgeschäft zurückzog. Der Abschied fällt aber leise aus, denn ihre Kampfkünste bekommt man nicht zu sehen. Immerhin erfüllt Yueh Hua diesbezüglich sein Soll.
Regisseur Mou Tun-fei drehte zwar Mitte der 70er/Anfang der 80er einige düstere (S)Exploitation-Filme für die Shaw Brothers (darunter Dreams of Eroticism, Lost Souls und Haunted Tales) ist aber vor allem für seine später entstanden Werke "Men behind the Sun" und "Black Sun - The Nanking Massacre" berüchtigt.
DVD (IVL, NTSC, Code 3, 90 min)
Das Bild wurde wie gewohnt gut restauriert und präsentiert sich in ansehnlichem Cinemascope-Format (1:2.35, anamorph). Die optionalen englischen Untertitel sind grammatikalisch fast fehlerfrei und gut lesbar, der Ton in Mandarin liegt in nicht immer knirschfreiem DD5.1 vor. Als Extras gibt es die üblichen Texttafeln zu den drei, vier wichtigsten Figuren plus dem Regisseur vom Film mit Bio- und Filmographie sowie Posterart und Szenenbildern. Die Trailershow rundet den Bonusteil ab. Mit dabei sind diesmal A Deadly Secret, Tales of an Eunuch, Descendent of the Sun, Tiger Killer, Clan of the White Lotus (alle im 16:9-Format)
"A Deadly Secret" gehört zu den Shaw-Brothers Kung-Fu/Swordplay-Streifen, die man nicht gesehen haben muss, da die Story nur mäßig unterhaltend daherschleicht und die Darsteller sich dem Stil anpassen ohne zu beeindrucken. Die sporadisch eingestreuten Martial-Arts-Szenen (Dick Wei, Yueh Hua) haben zwar ihren Unterhaltungswert, treiben den Puls des Genre-Fans aber sicher nicht in die Höhe.
Text © Markus Klingbeil
VÖ: 24.05.2009
|